We dont need no education.

We dont need no thought control.
No dark sarcasm in the classroom.
Teacher, leave those kids alone.
Hey, teacher, leave those kids alone!
All in all its just another brick in the wall.
All in all youre just another brick in the wall.

Vor zwei Wochen haben wir dann zu zweit unser Referat – eine Charakteristik einer Person aus unserer Lektüre “Schöne Neue Welt” von Aldous Huxley gehalten. Ich mochte das Buch, habe es in den Osterferien geradezu verschlungen. Wir charakterisierten die Person Michel, mit der ich mich selbst auch identifizieren konnte und die ich verstand, dessen Handeln ich gut nachvollziehen und verstehen konnte. Meine ursprünglich zwei Gruppenmitglieder, D. und E. hatten das Buch nicht gelesen. E. war in den Stunden, in denen wir das Referat vorbereiten sollten nicht anwesend, D. hat auf ihrem Smartphone Harry Potter- Fan-Fiction gelesen. So kam es dazu, dass wir nach der letzten Stunde, die wir zum Ausarbeiten des Referats hatten, noch so gut wie nichts zustande gebracht hatten.

Also setzte ich mich am Nachmittag dieses Tages hin (Dienstag), suchte Textstelle für Textstelle aus dem Buch heraus, tippte sie ab, ordete sie, fügte Seiten- und Zeilenangaben hinzu. Diese Arbeit kostete mich einiges an Zeit – die ich zwar an diesem Tag schon hatte – aber mit Hilfe der anderen wäre es schneller gegangen. Meine fertige Zusammenfassung schickte ich noch am selben Tag D., damit sie es noch mal ansehen kann und ich bat sie, es auszudrucken, da mein Drucker nicht ging.
Am nächsten Tag kam ich in die Schule und fragte D., ob sie es durchgelesen hat und ob alles soweit ob wäre. Daraufhin meinte sie, sie hätte es nicht mehr geschafft es durchzulesen und auch nicht ausgedruckt. Sie hätte ihre Fan-Fiction weitergelesen.

Wir machten aus, dass sie es bis zum nächsten Tag formatieren sollte (Schriftart, Überschriften, Absätze), was sie dann auch tat. Wir sprachen außerdem das Referat zweimal durch, um etwas sicherer im Text zu sein.

Am Freitag war es dann soweit: Wir sollten das Referat halten. E. war allerdings nicht da. Also gingen wir zu zweit nach vorne. Wir waren beide seltsamerweise nicht nervös, trugen alles souverän vor. Es gab eine Unterbrechung des Lehrers, was bei dem aber normal ist. Das macht er immer. Es wollte uns etwas vorweg nehmen, was wir als späteren Punkt noch ausführen wollten. Dies machten wir ihm klar. Außerdem meinte er, wir sollten die Textstellen im Textzusammenhang erklären. Auch dies war kein Problem für mich/uns. Also brachten wir das umfangreiche Referat souverän zu Ende.
Von unseren Mitschülern bekamen wir die Rückmeldung, dass das Referat sehr gut war und außerdem das Beste von all den Referaten über unsere Lektüre. (Die ganze Klasse musste verschiedene Themen dazu vorstellen.) Wir waren also total euphorisch, freuten uns auf eine gute Note. Denn D. brauchte die wirklich, sie steht ziemlich schlecht in Deutsch.

Als wir dann am Freitag darauf, unserem letzten Unterrichtstag vor Ferien und Praktikum, auf unseren Lehrer zugingen, um nach unserer Note zu fragen, lief das folgendermaßen ab:
D.: ”Wir wollten fragen, was wir auf unser Referat von letzter Woche haben…?”
L.: “Moment… (schaut in seinen Notenbogen) …das waren 10 Punkte.” (grinst)
D.: “10 Punkte?! Können sie das erklären? Ich hatte das wirklich besser eingeschätzt und eine schlechte 2 ist ja eigentlich nicht sehr gut für ein Referat… also… können sie das irgendwie noch erklären?”
L.: “Nein.”
D.: “Wie nein? Es muss doch einen Grund geben, wieso es nicht besser war…”
L.: “Was glaubt ihr denn? In der 12. Klasse werden so´gut wie keine Einser verteilt! Und jetzt will ich weitermachen mit den Referaten, sonst werden wir nicht mehr fertig!” (dreht sich weg)

Soweit so gut. Ich stand daneben, schweigend. Innerlich kochend. Früher, auf meiner alten Schule, war eine 2- im Referat wirklich etwas, das man bekam, wenn das Referat einfach schwach war. Und das war unseres sicherlich nicht. Wir hatten ja Rückmeldungen von einigen Klassenkameraden.

So saßen wir dann im Unterricht, hörten uns andere Referate an – bei denen der Lehrer immer wieder unterbrach und Dinge sagte, wie z.B.: “Jetzt lass das doch weg! Wir haben nicht ewig Zeit!” oder: “Geht das nicht etwas kürzer?!”… was ich schon sehr nett fand, zumal das die meisten so aus dem Konzept brachte, dass sie noch länger brauchten, als sie es sonst getan hätten.

Am Ende der Stunde kamen wir nochmals auf den Lehrer zu, um vielleicht doch noch zu erfahren, was denn nun so schlecht war an unserem Referat. Er konnte nicht einen Kritikpunkt bringen. Er meinte nur, dass Einser eben nicht so schnell vergeben werden, nur für etwas ganz Besonderes, Außergewöhnliches. Daraufhin meinte D. dann: “Wir haben ja nicht gesagt, dass wir eine Eins wollen… aber eine gute zwei wäre vielleicht schon drin gewesen.” Schweigen. Kein weiterer Kommentar.

Wir waren sauer. Nicht nur wir… eine Klassenkameradin, die eine wirklich gute Buchvorstellung vorgetragen hat, hatte 7 (!) Punkte bekommen. Eine schlechte drei. Niemand hatte auf sämtliche Referate (jeder hatte zwei gehalten) etwas besseres als 10 Punkte bekommen.

D., die auch Klassensprecherin ist, beschloss, zum Vertrauenslehrer zu gehen. Ich schloss mich an. Wir redeten 20 Minuten mit ihm über unseren Lehrer, und erfuhren, dass dieser generell keine Einser verteilte. Dass er wohl dafür bekannt ist, seine Schüler als blöd hinzustellen (was er bei uns auch immer wieder tat), er denkt, dass die Leute auf der FOS beschränkt sind und ein misanthropischer, verbitterter Mensch ist. Wir waren nicht die ersten, die sich beschwerten. Wir berichteten auch, dass von sehr vielen die Deutschnoten um 1-3 Noten abgesunken sind, im Vergleich zum vorigen Jahr. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben in Deutsch Vierer, auf dem Gymnasium hatte ich durchweg Zweier und Dreier. Auf dem Gymnasium… D. hatte den besten Deutschabschluss ihrer Schule – jetzt steht sie zwischen 4 und 5.
Leider sagte uns dieser (sehr nette, sehr kompetente Lehrer), dass man keine Nachkorrektur anstreben sollte, da der Fachlehrer, der diese Aufgabe hat, unseren Lehrer kennt und mag und außerdem sehr ähnlich tickt. Dennoch hat der Vertrauenslehrer uns gesagt, dass wir als Klasse eine Beschwerde einreichen können und dann auf jeden Fall nächstes Jahr einen anderen Lehrer bekommen.
Immerhin etwas.

Trotzdem: Ich erfahre immer wieder, wie machtlos man als Schüler ist. Wie ausgeliefert man den Lehrern ist, die an sich tun und lassen können, was sie wollen. Ich fände eine regelmäßige unangekündigte Prüfung und vor allem Befragung der Schüler, die natürlich anonym sein muss, wirklich wirklich sinnvoll. Zumal Lehrer Beamten sind, und nahezu unkündbar. Ich finde das ist eine unverantwortliche Sache… Lehrer können einem so viel verbauen. Haben so viel Macht. Aber werden nicht kontrolliert… sie können an sich fast tun und lassen, was sie wollen. Das kann es doch nicht sein?!