Wie tief muss man gefallen sein, um an einem freien Abend vor’m PC zu hocken und “Californication” zu schauen, eine Serie in der es anscheinend nur ums Vögeln geht und die Hauptfigur eine bemitleidenswerte Charlie Sheen – Kopie ist – sogar mit der gleichen Synchronstimme! Da sitz ich nun mit einem Kaffee und einem Malzbier in Reichweite, einem arbeitslosen, ungepflegten Mitbewohner im Nebenraum und zwei anarchistischen Katzen, von denen eine die ganze Wohnung zum Katzenklo erklärt hat. Selbstreflexion ist manchmal echt schmerzhaft. Aber nötig.
Und weiter?
Morgen ist Wandertag. Stuttgarter Staatsgalerie mit allen 13. Klassen plus einer narzisstischen Lehrkraft. Selbstbeweihräucherung zur Perfektion gebracht. Und da diese narzisstische Person seit Wochen auch noch cholerische Anfälle hat, verzichte ich dankend auf besagten Ausflug und nutze meinen letzten Freischein. Wird zwar trotzdem kein guter Tag, weil mein Gewissen sich unweigerlich melden wird, aber immernoch besser als dieses Blah Blah und Gemotze – und das 12 Stunden lang?! Echt nicht. Verzichte.
Kann man mit Mitte 20 schon in die Midlife Crisis kommen? Wenn ja, dann hat’s mich wohl erwischt.
Oder ich sollte einfach das facebook-Stalking lassen. Ist schon komisch zu sehen, wie alle weiterkommen… reisen… was erleben… irgendwie ein spannendes Leben haben. Und man selbst sitzt da und sieht den Zug vorrüberfahren – schafft es nicht aufzuspringen. Also sitzt man da und schaut ihm hinterher. Sieht in die Ferne und ist irgendwie festgekettet. Woran auch immer… das muss ich erst noch herausfinden.
Vielleicht bin ich ja doch zwanghafter als ich dachte. Ist das nicht irgendwie ein Zeichen von Zwanghaftigkeit, wenn man festsitzt, nichts verändert (sich), alles läuft in den selben Bahnen wir immer und man suhlt sich wohlig in der Sicherheit des Stillstands? Na gut, das “wohlig” trifft’s vielleicht nicht so ganz. Aber ich denke, ihr wisst was ich meine.
Ich habe mir immer eingredet, dass sich bei mir wohl was verändert. Aber wahrscheinlich habe ich einfach die falschen Vergleiche gehabt. In meinem Umfeld sind zu viele Menschen, die noch tiefer im Stillstand gefangen sind als ich… also konnte ich mir wohl noch einreden, ich würde nicht stillstehen. Ich würde mich verändern, erweitern, weiterkommen. Aber dem ist nicht so.
Brauche neue Vergleiche. Muss aufräumen mit dem ganzen Schmu, den ich mir eingeredet habe. Ehrlich sein mit mir selbst. Diese Scheinwelt bringt so nichts… Nur wo fange ich an? Wo?
Das muss ich noch herausfinden…..