Wenn man keine Ahnung hat…

…einfach mal die Fresse halten!

 

Ich habe schon seit einer knappen Woche das Bedürfnis zu schreiben… Um mich ein wenig zu entfrusten.

Erst einmal zum Praktikum: Mir gefällt es wirklich gut, ich lerne eine Menge, das Team ist super und die Kids sowieso.

Bis letzten Donnerstag war ich durchweg euphorisch und sehr positiv gestimmt. Also jetzt schon auch noch… Aber es gab einen Dämpfer.

Unsere betreuende Lehrkraft für den Fachbereich (in meinem Fall Herr N., Pädiatrie) besucht uns zu Anfang der Praktikumszeit in der Praktikumsstelle, um zu sehen ob alles passt und wir sollen die Einrichtung vorstellen. Der Anleiter ist auch dabei. Das so zur generellen Info.

Donnerstag sitzen wir alle im Büro und das Telefon klingelt, mein Anleiter geht ran. Es ist mein Lehrer, um einen Termin auszumachen für den Besuch. Der ist übrigens morgen nachmittag. Ich höre noch wie mein Anleiter sagt: “Ach mit der Frau S. läuft alles prima, die stellt sich ganz gut an. Da gibt’s nicht viel zu bereden.”, dann gehe ich raus aus dem Büro, nutze die kurze Pause aus. Vielleicht war es auch eine Art Flucht, weil ich nicht wollte dass der mich weiter reicht.

Als ich wieder kam war das Gespräch beendet. Mein Anleiter und ich verstehen uns ziemlich gut, scherzen die ganze Zeit und witzeln rum. Aber nach dem Telefonat war es plötzlich anders… In den nächsten Therapiestunden wirkte er verhalten und sah mich immer wieder so nachdenklich/traurig an. Irgendwas hatte sich verändert… Und zwar ganz schön doll. Er wirkte unsicher und misstrauisch mir gegenüber. Beobachtete mich.

Mein erster Gedanke war – und ich denke da liege ich auch richtig – dass mein Lehrer, mit dem ich privat noch nie ein Wort gewechselt habe, der mich nicht kennt außer aus dem Unterricht und der auch meine Arme glaube ich nie selbst gesehen hat, von eben diesen erzählt hat. Von den Narben oder einer möglichen Diagnose (die ich nie irgendwem gegenüber erwähnt habe).

Falls das der Fall sein sollte, bin ich wütend. Enttäuscht. Ich will selbst entscheiden wann ich wem was erzähle und nicht eine wildfremde Person über mich spekulieren und tratschen lassen! Ich finde das eine Frechheit! Oder fände… Aber ich bin mir ziemlich sicher DASS er was gesagt hat – die Frage ist nur was genau.

Ich finde das so unglaublich schade, weil das Verhältnis zu meinem Anleiter so locker und unkompliziert war. So natürlich. Und das hat jetzt echt was verändert… So was stresst mich irgendwie. Wenn da so was im Raum schwebt. Habe ich jetzt gemerkt… Das ist so überflüssig. Ich hätte mich wahrscheinlich schon noch geoutet (also die Arme eben), aber eben nicht so schnell. Ich will dass man erstmal mich kennenlernt und sieht und nicht gleich mit lauter Vorurteilen und Unsicherheiten da steht. Außerdem will ICH entscheiden wann. Und wo. Und bei wem. Und nicht ein Lehrer, der mich überhaupt nicht kennt und null über mich und meine Geschichte weiß.

Etwas ähnliches passierte als meine Mutter starb. Netterweise informierte meine sensationsgeile Religionslehrerin die ganze Klasse in meiner Abwesenheit (ich war krank), ohne dass ich es wusste und bevor die Traueranzeige überhaupt in der Zeitung erschienen war. Sie hat es nicht mir überlassen, es meinen Freunden zu sagen. Oder zu entscheiden, OB ich es überhaupt schon mitteilen kann oder möchte. Oh war ich da sauer…

Wie auch immer. Ich bin gespannt auf morgen… Ob mein Anleiter was anspricht, wie er sich verhält und wie der Besuch des Lehrers abläuft. Falls ich mitbekomme, dass das wirklich so gelaufen ist, dann wird mein Lehrer morgen was zu hören bekommen. Das geht so nicht!

Ich wusste ja, dass er grenzüberschreitend ist, aber so…?! Damit hätte ich nicht gerechnet.

 

Und nun gute Nacht… Ich will ja ausgeschlafen sein, wenn ich mich dem morgen stellen muss. (;