Tiefpunkt.

Heute hatten wir Anatomie und er hat jeden einzeln zu sich geholt um die Endnote zu besprechen. Seitdem bin ich drauf und dran die Ausbildung abzubrechen oder Schlimmeres.

Er meinte ich solle mehr im Unterricht beitragen – obwohl ich das jetzt schon viel mehr tue. Aber was mich richtig hart getroffen hat war, dass er sagte ich sei so ernst, so unlocker und starr und würde kaum Mimik zeigen und das sei als Dozent merkwürdig und Lehrer würden sich unwohl fühlen, wenn ich nur starr nach vorne gucke. Man würde sich bewertet und kritisiert fühlen.

Das hat mich so scheiße getroffen… Im Anschluss haben wir uns Röntgenbilder angesehen und ich saß nur da und habe versucht, die Tränen zurückzuhalten… Ich hab mich so unverstanden gefühlt… und mir tut das Leid, dass es so einen Eindruck macht. Und ja, ich weiß, dass ich mit vielen Leuten im Raum nicht locker sein kann – auch wenn die Klasse toll ist und ich es wahrscheinlich gefahrlos könnte.

 

Er sagte, ich müsse authentischer sein, vor allem wenn ich mal mit psychiatrischen Patienten arbeiten will, weil die das sofort merken, wenn jemand nicht authentisch ist. Daran müsse ich wirklich arbeiten. Und ich solle mich doch ausprobieren. Ich sei ja jemand, der das schon aushält.

Und mich nicht nur dann melden, wenn ich 120%ig sicher bin. Und mehr lachen und nicht so ernst sein. Und ja, er habe schon gemerkt, dass ich in den Pausen anders bin mit den Leuten und da auch offener bin und lebendiger. Blah blah…

 

Ich fühle mich so unglaublich unverstanden… und scheiße. Zweifle total an mir selbst und würde mich am liebsten nur noch verkriechen… was stimmt nicht mit mir? Sieht man mir das “Psycho-Dasein” also doch an…? Ich dachte eigentlich, ich wäre da schon weiter irgendwie… aber nein. Am liebsten würde ich diese Schule nie mehr betreten… diese Welt nie mehr betreten.

 

Ich fühle mich gerade so unglaublich angespannt… so als würde ich gleich platzen. Und unglaublich deprimiert und allein.

2 thoughts on “Tiefpunkt.”

  1. Huhu.

    Lass dich davon bitte keinesfalls unterkriegen! Und lass es dir schon gar nicht leid tun, Du hast niemandem Leid zugefügt!

    Es ist ein negatives Feedback, welches Du erhalten hast. Andererseits ist besonders dieses wichtig. Selbstverständlich kann es auf falscher Auffassung beruhen, was ärgerlich ist. Mich würde das auch beschäftigen und ich würde mich nicht anders fühlen. Deswegen abzubrechen wäre übertrieben, selbst wenn einem diese Gedanken kommen.

    Auch ein Mensch ohne “Psycho-Dasein” wäre wohl peinlich berührt oder enttäuscht darüber, zu erfahren, wie er auf andere wirkt. Denn auf andere wirkt man anders, als man meint. Man muss jedoch auch bedenken, dass die Anderen unterschiedliche Wahrnehmungen haben. Höchstwahrscheinlich nimmt eine andere Person dich noch einmal ganz anders wahr.

    Eine Kollegin und ich haben oft ähnliche bis gleiche Meinungen & Wahrnehmungen von Situationen, Personen usw., doch manchmal unterscheiden sie sich grundlegend. Dann tauschen wir einander aus, warum wir eine Dritte so wahrgenommen bzw. eine Äußerung dieser unterschiedlich interpretiert haben. Jeder ist ja unterschiedlich und mag daher bestimmtes sensibler empfinden und etwas dementsprechend interpretieren.
    Kennt man auch von sich selbst.

    Wenn die Kollegin in ihre Arbeit vertieft ist, hat sie einen arroganten Blick, der äußerst unsympathisch ist. Kürzlich wurde sie angesprochen, dass sie so erbost schaue. Sie hat dann sarkastisch gefragt, bei welchem Arbeitsschritt sie denn nochmal grinsen muss. Ich reagiere da nicht anderes. Man hat einfach so seinen Blick & seine Haltung und auf den achtet man ja nun nicht, wenn man arbeitet. Natürlich wäre dies am Menschen nochmal anders, als mit Akten … andererseits sehe ich da kein Problem, wenn man dem Menschen trotz unbewusstem Blick freundlich entgegen kommt, zumal man dann eh durch Reden, Handgriffe und auch mal einem Lächeln usw. den unbewusst bösen Blick entschärft. (: So meine Erfahrung.
    Und wo will man im Unterricht schon hinschauen und welche Mimik soll man an den Tag legen? Lass dich also von solchen Äußerungen nicht zu sehr beirren.
    Würden Du nicht nach vorn starren hieße es womöglich, Du seist unaufmerksam.

    Mir wird seit jeher gesagt, dass ich finster, böse, verärgert (…) manchmal traurig dreinschaue. In genau dieser Situation verspüre ich aber nichts dergleichen oder bestenfalls das Gegenteil und ich muss mich rechtfertigen.
    Auch wurde sich vor wenigen Jahren über mich beschwert, ich würde nicht grüßen. Dabei grüße ich immer jeden so freundlich ich kann, es kommt jedoch nur von den wenigsten etwas zurück. (Das ist auch die Erfahrung meiner Kolleginnen. Die werden auch kaum zurück gegrüßt. Es dieselben Personen.)
    Dann geht man _einmal_ über den Gang, quasi seiner Zeit voraus den nächsten Arbeitsschritt planend, nachdenkend und läuft versehentlich an jemandem vorbei: Zack, negativ! Dann ist man selbst angeblich die Person, die den Mund nicht aufbekommt und ignoriert.

    Diese Beschwerde wurde mir übrigens von oberer Stelle (Pflegedirektion) mitgeteilt, von der mir auch gesagt wurde, dass ich sehr abweisend wirke (was obige Situationen meinte). Daher war ich – wie so oft in meinem Leben – gezwungen, mich zu rechtfertigen und obiges zu erklären, nämlich dass es nur so wirke, aber nicht so sei. Diese Rückmeldung hat mich geärgert.

    Bei mir kommt noch die Sache der Sehschwäche dazu. :/ Manchmal wird mir so aufgesetzt gewunken, weil die Person wohl denkt, ich schaue zu ihr, aber ich schaue an ihr vorbei oder erkenne diese gar nicht. Einmal auf einem schlecht beleuchteten Gang liefen am anderen Ende Mitarbeiter, mein Zimmer war weit vorne und ich konnte nicht erkennen in welche Richtung die Person überhaupt ging und bin ohne Reaktion abgebogen. Dann wurde ich explizit mit einem förmlichen “Guten TAG!” gegrüßt bei der zweiten Begegnung, so wie wenn man selbst Leute schnippig grüßt, die einen nicht zurückgrüßen – weil mir ursprünglich zugenickt wurde, was ich nicht sah.

    Du kennst dich ja mit Psychologie aus, alle Individuen, insbesondere wir Menschen untereinander logischerweise, achten auf Mimik, Gestik, Haltung … die komplette Palette der Körpersprache. Das hat einen natürlichen Zweck und in der Zeit des “Sich-verkaufen-müssens” ist es wichtiger denn je, weshalb man oft auch gezwungen ist, darauf zu achten. Auch ich achte sehr auf die Körpersprache und den Blick anderer Menschen und sage über manche “Das geht gar nicht.” Andererseits bin ich der Meinung, dass dem in der heutigen Zeit ein zu großer Stellenwert beigemessen wird. Dem Menschen soll man immer so viel Individualität wie möglich zugestehen, aber sobald er bequem sitzt, ist er angeblich desinteressiert und ablehnend. Man sollte wohl eher diesbezüglich lockerer und offener werden.

    Warum sollte sich der Lehrer da vorne NICHT bewertet und kritisiert fühlen? Er leistet eine Dienstleistung. Was er in meinen Augen falsch macht, ist, dass er dich betrachtet, als stündest Du allein auf einer Bühne. Er sollte jedoch das komplette Rollenspiel interpretieren, zu dem auch er und seine Kollegenschaft gehören.
    In meiner Ausbildung hat der Anatomie- & Patho-Lehrer sogar direkt nach Kritik gefragt. Gern gezielt mich, wenn ich einen meiner – laut ihm – skeptischen Blicke drauf hatte, obwohl alles in Ordnung war. Er war daran interessiert zu wissen, ob er gut erklärt und wir alles verstehen. Metakommunikation gab es auch mit anderen Lehrern, denen wir gesagt haben, wie wir sein Reden und seine Abläufe finden. Sowas muss sein und ist nur gut für alle Beteiligten.
    In anderen Fächern wurden Rollenspiele gemacht oder eigene Situationen geschildert und wir haben unsere unterschiedlichen Interpretationen/Ansichten/Vermutungen zusammengetragen und über verschiedene Herangehensweisen diskutiert. Und das fand ich gut, denn man muss sich selbst immer mit einbeziehen und bei Blicken (und dem Rest der Körpersprache und auch Sprachebenen uvm.) auch sich selbst hinterfragen, warum schaut diese Person so? Was trage ich dazu bei und wie könnte ich es ändern? Aktion, Reaktion … oder ist es doch unbewusst ohne gezielte Wertung?

    Übrigens kann man durch winzige Veränderungen sein Bild auf andere stark verändern. Das nutze ich selbst seit meiner Jugend in bestimmten Situationen, in denen ich mich wie ein Außenseiter fühle und nicht als solch schüchterner Mensch empfunden werden mag. Manchmal reichen kleine Anmerkungen, Fragen, ein in den Raum geworfenes Wortspiel zu einem Thema oder oder oder … auch hier macht die Dosis das Gift und die Mitmenschen nehmen einen überhaupt wahr oder anders, als zuvor.

    Das kann man auch nutzen, bei der Thematik des Meldens. Natürlich soll daraus keine heitere Ratestunde werden, aber Du brauchst keine 100%ige Sicherheit in deiner Antwort/deinem Gedanken. Wenn es um reine Mitarbeit geht, geht es nur darum, nicht um richtig oder falsch, nur ums Einbringen und Mitdenken. Dabei sein ist alles. Selbst wenn eine Antwort falsch ist, hast Du dir etwas dabei gedacht und der Lehrer könnte dies hinterfragen und letztlich kann diese dadurch doch noch gekippt werden und als richtig zählen. Du bist klug, zeig das nur.
    Du hast auch mal geschrieben, dass Du zu bestimmten Themen mit dem Lehrer diskutierst. Das ist gut so. Dann ist wohl eher seine Wahrnehmung keine korrekte (was mir wie gesagt eh so scheint).

    Das wichtigste ist, dass Du den Stoff beherrschst und umsetzen kannst. Das wird schwer. Keiner in den ach so sozialen Berufen ist gleich locker und offen. Auch sowas wird (doch hoffentlich) geübt. Selbst die arroganteste Schwesternschülerin kann in den ersten Wochen nahe am Mutismus sein und der coolste Typ ist ganz nervös, wenn er nur eine Unterschrift bei mir holen muss und sonst nix mit mir zu tun hat. (Liegt es nun an ihm oder mir?) Finde es immer witzig dies zu beobachten – obwohl ich nicht anders bin.
    Vielleicht bist Du ja am Patienten nochmal ganz anders, als im Unterricht und der Pause … und zu Hause sowieso? Wer weiß das schon? Ich werde auch als ruhig und zurückhaltend empfunden. Aber sobald ich zur Tür raus bin, lasse ich mir nichts verbieten, meckere, zeige den Mittelfinger oder setze auch mal den Körper ein (Auf’s Maul, ey! :D Nee, so übertrieben keinesfalls), wenn mir einer dumm und rücksichtslos gegenübertritt. Dann packe ich quasi den Spiegel aus.
    Freunde haben früher darüber gelacht, wenn andere behaupteten, ich sei schüchtern, ruhig oder ich selbst sagte, mir etwas nicht zu trauen: “Haha, die/Du und schüchtern!” Klar, die einen kennen mich so, die anderen so.

    Mich ärgert und deprimiert es oft, dass man in eine Schublade gepackt wird, obwohl nur ein vorübergehender Einblick möglich war. Der Handlungskreis in Schule/Arbeit ist zu beschränkt, um Personen absolut einschätzen zu können und aus diesem macht man eine Verallgemeinerung (wie es mir hier scheint) … und als Resultat fühlt sich der “Beobachtete” falsch verstanden und zweifelt an sich selbst. Ich kenne das. :(

    Sorry, für das ewige Gefasel Wollte diese Gedanken nur loswerden, weil ich verstehe, warum Du dich so fühlst – zumal es in meinen Augen kein faires Feedback dir gegenüber war.

    Geh dahin und mach dein Ding!

    Gruß
    V.

    P.S
    Sorry, dass ich mich nur noch selten bei dir melde. Die letzte Zeit war ich so müde und früh im Bett und daher kaum on. Mittlerweile lese ich wieder viel. Nun bin ich leider krank. Eine Kollegin brachte irgendeinen Keim aus England mit und nun sind im Abteil nacheinander alle krank geworden. Erst hatte ich einen Virusinfekt und als Folge nun eine Seitenstrangangina mit Ohrenschmerzen. -.-

  2. Hey V.,

    nochmal danke für diesen ausführlichen Kommentar. (:

    Mich hat das einfach übelst runtergezogen und ich hatte so enorme Selbstzweifel, dass ich wirklich den Gedanken hatte, abzubrechen. Inzwischen habe ich – auch dank einiger Gespräche und Chats – und auch deinem Kommentar – das ganze für mich wieder relativiert.

    Du hast schon recht, jeder sieht Situationen und Menschen anders. Je unterschiedlicher die Menschen und deren Erfahrungen sind, desto unterschiedlicher ist auch die Wahrnehmung. Und niemand kann in einen hineinschauen – schon gar nicht dann, wenn man sich jahrelang ein Pokerface antrainiert hat. (; Früher hatte das schon Sinn, einfach zum Schutz. Heute nicht mehr – im Gegenteil, es stört jetzt wohl eher. Aber das ist ja etwas, woran ich noch arbeiten kann.

    Früher wollte ich keine Schwäche zeigen (Emotionen = Angriffspunkt) und außerdem hatte Mimik für mich auch zu Hause wenig Sinn, da meine Mutter sowieso nicht darauf einging bzw. dieses dann meistens nur dazu nutzte, mich zu verarschen oder eben als Angriffspunkt.

    Ich frage mich zwar auch, wie ich bitte meine Mimik im Unterricht erweitern soll – aber ich glaube es bezog sich einmal darauf, dass ich manchmal irgendwie im Trance/Standby Modus bin und dann dementsprechend wenig Mimik habe und außerdem auch darauf, dass ich mimisch erstarre, wenn ich angespannt bin, also oftmals wenn ich aufgerufen werde oder mich melde und dann vor versammelter Mannschaft reden muss. Aber auch das hat sich inzwsichen verbessert. Denke ich. Ich bin jedenfalls weniger angespannt inzwischen. (=

    Ich weiß noch, dass ich im Gym eine Freundin hatte, die immer wieder darauf angesprochen wurde, was denn los sei, wieso sie so böse gucke… dabei war das einfach ihr Standardblick und hatte nichts zu bedeuten. Genau wie bei dir. Sie hat das ziemlich genervt… was ich auch verstehen kann.

    Klar leistet er eine Dienstleistung. Trotzdem kann ich verstehen, dass man sich unwohl fühlt, wenn man sich kritisiert und bewertet fühlt – was aber wiederum dann mit dem Dozenten selbst zu tun hat und dessen Selbstbewusstsein und weniger mit mir/den Zuhörern. Vielleicht fühlen sie sich ja analysiert, weil sie ja wissen, dass ich Psychologie studiert habe. Das kam mir danach so…

    Inzwischen werfe ich auch ab und zu Kommentare ein oder melde mich eben öfter mal. Auch wenn ich mir nicht 100% sicher bin… heute zum Beispiel aber auch bei genau dem Lehrer. Und ich lag zwar daneben, aber er lobte mich, weil meine Idee wohl auch gut war, aber eben nicht ganz richtig. Also… ich schätze er ist schon in Ordnung. Er hatte es denke ich nicht böse gemeint… Der hat schon ein Herz. =D

    Mein SOz. Päd. meinte auch zu mir, dass ich in der Klasse bestimmt nochmal ganz anders bin als im Kontakt mit einem Patienten – das leitet er von meinen Erzählungen ab, v.a. über meine kleine Schwester und Freunde. Er denkt, ich wäre wirklich gut im Patientenkontakt und sieht da keinerlei Probleme. Und der sagt wirklich immer nur das, was er wirklich denkt. Was er mir auch rückmeldete, ist, dass er sehr wohl Mimik bei mir sieht und dass ich in seinen Augen nicht starr wirke. Dass ich zwar keine überzogene/super auffällige Mimik habe, aber eben sehr wohl Mimik.

    Mir hat auch nie wer geglaubt, dass ich eine soziale Phobie habe. Ich bin eben auch immer anders… im Einzelkontakt/mit wenigen Leuten oder vertrauten ganz anders, als wenn ich in einer Gruppe bin oder Klasse oder unter Fremden. Aber das weiß man eben nur, wenn man dabei war. Manchmal kriegen die Leute einen kleinen Eindruck davon, wenn ich Sachen raushaue, mit denen dann niemand rechnet. Die mir niemand zutraut. xD

    Ich betrachte das Feedback nun einfach als seine/deren Meinung, die allerdings keinesfalls objektiv ist oder zutreffen muss – und als Anregung, das bzw. mich mal zu beobachten. Trotzdem ist mir klar, dass ich schon viel weiter bin, als noch vor wenigen Jahren/Monaten/Wochen und dass der Weg, den ich gerade gehe, der richtige ist und ich mich davon nicht abbringen lasse.

    Wer aufgibt hat schon verloren!

    Nochmal danke. Deine Meinung bedeutet mir immer viel und ich finde es schön (und traurig zugleich), dass wir ähnliche Erfahrungen machen/gemacht haben und ich nicht alleine damit dastehe.

    Pass’ auf dich auf!

    die Totenkopfschabe :3

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