Na gut, dann schrei(b)e ich eben!

Ich weiß nicht ganz genau, woher meine miese Laune gestern Abend kam, aber ich habe Vermutungen. Alles endete jedenfalls mit einem verzweifelten Gefühl (ja, ich glaube das war es…) und einer Heulattacke (was ich schon Wochen oder Monate nicht mehr wirklich hatte…).

Wahrscheinlich hatte es was mit dem Tag im allgemeinen zu tun. Erster Praktikumstag. Danach gleich Ergot(herapie), von dort aus dann kurz zu mir und gleich wieder weiter zur ersten DBT-Stunde. Zu der ich eigentlich wirklich nicht hinwollte. Dummerweise hatte ich ja gesagt, weil ich dachte joa, sitzte eben mal ab. Besser das, als Drogenberatung. Zur kurzen Info: Die DBT-Gruppe ist eine Therapiegruppe, speziell für emotional instabile Persönlichkeitszüge/-störungen vom Borderline-Typ. Das heißt jetzt nicht, dass wirklich alle dir dort sind das haben. Oder muss man die Diagnose haben? Nein, ich glaube nicht.  Jedenfalls sind dort Jugendliche, von 14 bis 21 (meine Wenigkeit -.-*). Ich hatte vorher schon Panik, weil ich solche Gruppen HASSE. Abgrundtief. (Wieso habe ich bloß zugesagt?!)

Gut. Dann war ich dort… ich war natürlich wie immer der Außenseiter der Außenseiter. Klar, ein paar Worte habe ich mit diversen Leuten gewechselt, klar. Aber wenige. Aufgerufen wurde ich auch in der Gruppe von den zwei Betreuerinnen und habe wie meistens in solchen Situationen den totalen Kokolores von mir gestottert. Ich kam mir in dieser Gruppe vor wie Newton oder Einstein oder so… entweder wollte niemand was sagen, oder diese Leute dort konnten die einfachsten Fragen nicht beantworten… Es war KINDERGARTEN pur. Die Betreuer taten so, als würden sie mit entweder minderbemittelten Menschen, oder aber Kleinkindern reden. Alles wurde hundert mal erklärt… Am Ende bzw. zur Mitte der zwei Stunden hatte ich echt nur noch den Gedanken im Kopf: ich werde gleich irgendwen zu Brei schlagen wenn das nicht endlich aufhört hier!

Mal abgesehen von meinen Mordgelüsten  hat es mich auch tierisch angekotzt, dass man die Teilnehmer/die die eben von den Betreuern angesprochen wurden, als Monster darstellte. Von wegen, man würde nur Gefühlsausbrüche und Wutanfälle haben und den umstehenden Menschen das Leben schwer machen und dann gab es Lösungsmöglichkeiten, um sowas zu verhindern. Ich kam mir noch nie so fehl am Platze vor… Wie oft habe ich denen gesagt, dass das nicht auf mich passt?! Ich sah nur noch meine Schwester vor mir, und fragte mich, wieso ich hier sitzen muss und mir den Krampf antun muss und nicht sie… Und ich überlegte mir, wie diese Wutausbrüche zu den Teilnehmern passten… bei einigen konnte ich es mir lebhaft vorstellen. Laute, unerzogene, ungebildete (okay, nicht alle, aber die lautesten…) kleine Rotzgören. Aber der größte Teil war schüchtern und still. Wahrscheinlich wie meine Schwester: In der Öffentlichkeit auf nett und Engelchen tun, sobald man die Familie um sich hat, Terror machen.

Jedenfalls… es war echt nicht schön. Ich habe mich aber dummerweise nicht getraut zu sagen, dass ich das nicht machen möchte. Obwohl sogar die Frage von den Betreuern gestellt wurde… aber ich hab mein Maul vor all den Leuten nicht aufbekommen. 16 Doppelstunden, jeden Montag von 18 bis 20 Uhr. Ich bin begeistert…

Neben mir saß eine, die aussah wie ein Kerl. Wirklich… sehr. Wir fuhren zusammen U-Bahn nach Hause, mit einer dritten, einer Asiatin. Die stieg aber bald aus. Dann waren wir zu zweit und auf einmal begann sie mir fragen zu stellen… lächelte mich an…  es kann auch Einbildung gewesen sein, aber ich glaube die wollte mich anflirten. Ôo Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit… Wie auch immer. Das war nur so ein Nebenereignis, neben dieser wundervollen Labergruppe für gehirnamputierte Zombies.

Jetzt fragen sich vielleicht einige, was genau man in solchen Gruppen macht… Also, man spricht darüber, welche Regeln es gibt und die werden erstmal hundert Mal hinterfragt und erklärt, da geht schonmal einige Zeit drauf. Regeln wie: Keine sexuellen Kontakte untereinander, nichts weiterlabern etc. pp. (ups, da breche ich wohl eine Regel xD …quatsch. Man darf nur keine Namen ausplaudern und so weiter…). Dann spricht man darüber, wieso wir alle da sind. Und zwar, weil wir sensibel sind, überreagieren und nicht mehr runterkommen und dadurch Konflikte entstehen. Davor musste erstmal ewig geklärt werden, was bio-sozial bedeutet. Achja… und bei “dialektisch” musste auch allerseits gepasst werden. Die eine meinte ernsthaft, das komme von dem Dialekt, wie Sächsisch z.B. ._. Naja… gut wo war ich? Wir rasten angeblich aus, und verletzen andere und uns selbst und das wollen wir also durch Meditation (“Achtsamkeit”, die Umwelt und sich selbst bewusst wahrnehmen) und die anderen Module (siehe wikipedia.org) lernen. Ahhhhja. Gut, dass ich keinerlei derartigen Probleme habe. Naja, vielleicht kann ich mir dort ja was davon aneignen. Wäre doch witzig.

Dann haben wir darüber gesprochen, wie man handeln kann: mit Vernunft, mit Gefühl ooooder den Mittelweg, Intuition. Da musste natürlich auch erst einmal ausführlich geklärt werden, was das denn nun heißen soll mit Beispielen etc. pp. Eins will ich sagen, weil es einfach so genial war: “Also, wenn ich in den Aldi gehe und dort Brot kaufen will, dann nehme ich eher das alte, weil es billiger ist, weil das vernünftiger ist, als das neue wegen dem Gefühl zu nehmen.” (Grammatik war zusätzlich echt grottig…) Ab dem Punkt dachte ich dann nur noch… Hilfe… holt mich  hier bitte wer raus?!

PS: Die androgyne war echt nett, keine Frage. Das soll jetzt nicht so lästermäßig rüberkommen, ich war einfach nur etwas verwirrt. =D