Testified.

IPDE-Testung (International Personality Disorder Examination) am Mittwoch (=gestern): absolute Zeitverschwendung!

 

Ich komme zu Frau K., die ich 2010 in der Klinik schon als Therapeutin hatte. Bei ihr habe ich diesen Test damals auch schon einmal gemacht (Ergebnis: 6 von 9 Kriterien voll erfüllt – also positiv).

 

Also… ich komme dor rein. Erstmal Blah blah… von wegen, sie erinnere sich an mich. Ich mich auch an sie – sie hat sich absolut nicht verändert. Kurze, dunkelbraune Haare, burschikos, schmal, harte Gesichtszüge, ein durchsichtiges, wallendes, langes Oberteil in petrol und beige. Dazu beige Cargohosen und Sandalen. Gebräunt. Diese durchdringenden, kalten, blauen Augen.

Ich nehme an, das Palaver am Anfang gab es deshalb, weil sie merkte, wie nervös ich war. Um mich etwas runterzubringen. Mich hat es ehrlich gesagt nur genervt, weil ich einfach anfangen wollte und das ganze zu Ende bringen.

Nun gut… wir fingen an. Die gleiche Prozedur wie damals. Blöde Fragen zu den einzelnen der neun Kriterien. Sie brachte sogar dieselben Beispiele wie damals.

Angst vor dem Verlassenwerden? (…) Extreme Aktionen, um das Verlassenwerden zu vermeiden? Ich: “Was genau meinen Sie mit extremen Aktionen?” “Autoschlüssel verstecken.” Ah ja. Welcher Vollidiot glaubt denn, dass er das Verlassenwerden verhindern kann, indem er die Autoschlüssel des Partners versteckt?! Da muss man aber schon verdammt dumm sein… Wie auch immer.

Nein, kenne ich nicht. Also null Punkte darauf.

Dann ging es weiter mit irgendwelchem Bullshit… Sie wollte nicht mal wirklich Hintergründe. Ich hatte das Gefühl, sie hat selbst kein Plan, was sie da tut. 30 Jahre Klinikerfahrung mit Borderlinern und irgendwie doch kein Plan… traurig irgendwie.

 

Am besten wurde es, als wir zum Thema Identitätsstörung kamen. Moral- und Wertvorstellungen. Ob die denn bei mir gleich blieben, oder wechselten? Daraufhin meinte ich dann irgendwann, dass ich Veganer sei und sich da auch nichts dran ändern wird. Sie notierte sich ständig irgendetwas… in dem Fall wahrscheinlich Punktabzug! Und dann wollte sie noch Grundsätze und Moralvorstellungen. Daraufhin fragte ich sie dann (berechtigterweise), was genau sie da hören wolle, weil ich dachte, den Punkt hatten wir gerade eigentlich schon abgehandelt. Konnte sie mir nicht wirklich erklären. Sie meinte nur irgendwas von wegen: Ja, da könnte man jetzt lange darüber reden und philosophieren, was denn Moral sei. Dann meinte ich: Meinen sie soetwas wie Tiere töten? Das könnte ich nie und würde ich auch niemals tun, das ändert sich auch nicht. (Sie notiert.) Na dann ist das ja was, was konstant bleibt. Das spricht gegen diesen Punkt. (…!) Alles klar… Mal ehrlich: Welcher Mensch, der ein Herz hat, würde jemals Tiere töten? Was genau hat das mit Borderline zu tun?! Ich habe noch nie (!!!) einen Borderliner kennengelernt, der ein Tier hätte töten können… und ich bin 100%ig davon überzeugt, dass sich das auch nicht ändern würde. Aber klar, spricht gegen eine Borderlinestörung. Eigentlich war das von mir auch nicht ganz ernst gemeint als Vorschlag… sondern eher etwas zynisch. Nicht ernst. Aber sie hat es ernst genommen…

 

Ab da war mir dann definitiv klar, dass ich meine Zeit verschwende.

 

Am Ende wurde es noch besser… ich sprach sie darauf an, dass ich ja die letzten 4 Jahre (die Befragung bezog sich auf die letzten fünf Jahre) Psychopharmaka genommen habe, die die Symptome ja unterdrücken. Sie war der Meinung, dass die ja nicht persönlichkeitsverändernd seien und eine Persönlichkeitsstörung ja tiefgreifende Verhaltensmuster seien. Ich widersprach, sagte, dass Seroquel ja die Stimmungsschwankungen und bei mir auch die WuT(-ausbrüche) verhinderten. Dass einige die Angst verringern. Und sie dann – sehr nachdenklich wirkend: “Ja… darüber habe ich noch _nie_ nachgedacht, das ist ein guter Punkt! Da muss ich mir mal Gedanken drüber machen, das können wir ja beim nächsten Mal [der Test war noch nicht zu Ende] berücksichtigen.”

 

Ähm… tut mir Leid… 30 Jahre lang Erfahrung in der Klinik, davon die meiste Zeit auf einer Borderlinestation… und sie hat noch _nie_ darüber nachgedacht, dass Medikamente vielleicht wirken könnten und die Symptome verringern oder sogar ganz verschwinden lassen können?! Ernsthaft?! Wenn ich als Laie da schon ewig drüber nachdenke… und schon längst weiß, dass es so ist?! Also bitte… wenn sowas Psychologe werden kann, dann ich ja schon lange. ._. Was für eine kollossale Verschwendung meiner Lebenszeit! So eine dumme Person… Da sind ja Online-Tests noch aussagekräftiger als dieser Bullshit Test! Die wollte nicht einmal was zu meiner Vergangenheit wissen, keine Anamnese… nur Antworten auf sehr ungenau gestellte, wischi-waschi-Fragen, die jeder falsch verstehen könnte. Da kann sich ein 10-jähriger besser selbst analysieren; wenn er die einzelnen Punkte bei Wiki durchgeht.

 

Diese Frau macht mich wahnsinnig. Ihr ganzes Zimmer ist vollgestellt mit Regalen… die wiederum vollgestellt sind mit Geschenken von Patienten. Ausgelagertes Ego. War damals schon so, als sie noch auf einer anderen Station war… Nur sind es inzwischen deutlich mehr. Aber teilweise immernoch dieselben Karten an der Pinnwand. Am liebsten hätte ich beim Rausgehen einmal ordentlich mit meinem Ellenbogen über die Regale gefegt und beobachtet, wie sie reagiert… wäre sicher witzig gewesen, zu sehen, wie sie aus der Fassung gerät, weil ich ihr Ego zerstöre. Ihren Selbstwert.

 

Und diese eiskalten blauen Augen, die vermuten lassen, sie hätte einen scharfen, klaren Verstand und eine hohe Intelligenz. Nichts war’s…

Erläuterung zum Post ‘Die Hinweise verdichten sich’ [Kommentar]

Ich glaube schon, dass die Ärzte an sich helfen wollen. Nicht alle denken so was wie: Der ist verrückt, was der redet sind Lügen/ macht keinen Sinn. Das unterstelle ich mal niemandem… bzw. nicht allen. Sind wir mal lieber etwas differenzierter bei der Sache. =D
Ich denke es ist eher so: Du kommst als Patient beispielsweise zum Psychiater. Der liest vor deinem Termin noch mal die Aufzeichnungen des letzten Termins durch und bereitet sich bestenfalls auf das Gespräch vor. Sieht dann deine Diagnose vor sich und betrachtet dich, wenn du durch die Tür gehst, durch einen Filter. Alles was du sagst, wie du dich verhältst, sind auf einmal Auswüchse deiner Krankheit.
Wenn du sagst, du brauchst etwas zur Beruhigung und du vorher schon mal Suchtprobleme irgendeiner Art hattest, hört dieser Mensch nicht was ein neutraler Mensch hören würde, und zwar: Dieser Mensch, der vor mir sitzt, hat Probleme alleine zurecht zu kommen und benötigt Hilfe. Ihm geht es nicht gut.
Er hört: Dieser Mensch vor mir versucht sich ranzutasten und mir Gründe zu liefern, ihm ein schönes Mittelchen zu verschreiben. Er wird es missbrauchen – das zeigt seine Vorgeschichte.
Es wird also wenig differenziert.
Wenn der Patient dann noch sagt: Ich will nie wieder so eine Suchtproblematik entwickeln, das ganze war mir eine Lehre. Ich habe zu dem Zeitpunkt xy auch Zugriff zu diesen Mitteln gehabt und bin damit aber verantwortungsvoll und absolut nicht suchttypisch umgegangen. Ich kann es also inzwischen.
Dies sieht der Psychiater dann als weiteren Versuch, an das Mittel zu kommen.
Und genau deswegen sieht er nicht den Leidensdruck, der hinter der Frage nach Hilfe/einem Hilfsmittel steht, sondern sieht nur den Versuch, an das Mittel zu kommen. Und reagiert dementsprechend – ich nenne es mal – “falsch”.
Der Patient fühlt sich nicht ernst genommen, allein gelassen und verraten.

Und genau da sieht man die Schwere des “Fehlers”: Jeder – wirklich jeder – kommt heutzutage selbst an irgendwelche Mittelchen dran. Der Patient wird sich vor dem Arzt verschließen und auf eigene Faust etwas auftreiben. Dann hat er wieder vollen Zugriff. Und somit ist die Wahrscheinlichkeit wieder in einer Sucht zu landen viel viel größer, als wenn der Arzt auf den Kompromiss eingegangen wäre, dem Patienten immer nur 1-2 Tabletten mitzugeben und für weitere dort anzutanzen und das abzusprechen und erst dann noch welche zu bekommen…

Nicht, dass jetzt jemand denkt, ich wäre gefährdet. Ich will nur aufzeigen, wo da der Denkfehler des Arztes liegt….

Mir ist schon klar, dass man das Schubladendenken für die Ordnung im Kopf braucht – wenn man 30 Patienten am Tag hat. Trotzdem macht es finde ich einen guten Arzt aus, dass er den Menschen vor sich sieht, und nicht die Diagnose…