Dieser Beitrag hat einzig und allein den Zweck mich auszukotzen. Habe überlegt, ob ich das nicht lieber für mich behalten sollte und nicht hier im Blog veröffentlichen… Aber das wäre nicht genug glaube ich. Dann hatte ich überlegt, mal wieder Geschichten oder Gedichte zu schreiben, aber danach ist mir momentan auch nicht wirklich.

Seit letztem Freitag (den 21.01.) bin ich nicht mehr in der Tagesklinik. Das war mein letzter Tag dort.

Ich bin mal wieder hin und her gerissen… Gefühlschaos. Einerseits hasse ich momentan das ganze verdammte Klinikum, weil es mir irgendwie kaum was gebracht hat und ich mir auch noch den einen oder anderen blöden Kommentar anhören/lesen durfte. Von wegen ich hätte Medikation verweigert etc. Und mein Therapeut hat mir im Plenum, der Stationsversammlung, am Freitag – bei meiner Verabschiedung. gesagt, er wünscht mir mal ein Jahr ohne Psychiatrie. Das war Punkt 1. Punkt 2: Er meinte irgendwas von wegen ich hätte ja meine Katzen – vor versammelter Mannschaft. Weiß den genauen Zusammenhang nicht mehr… aber ich habe _nie_ mit ihm über meine Katzen geredet. Nur in dem Zusammenhang, dass ich nicht in eine betreute WG möchte, u.a. weil ich meine Katzen nicht wieder weggeben möchte. Und dann labert er sowas á la: Die hat ja nur ihre Katzen. Klingt so nach Crazy Cat Lady… keine Sozialkontakte – nur ihre Katzen. Das fand ich ziemlich daneben… Und das Jahr ohne Psychiatrie ebenfalls. 1. hatte ich von September 2010 bis Januar 2014 nur zwei Wochen Krisenintervention – sonst nichts. Und die war nur tagesklinisch, nicht stationär. Zum 2. weiß er genau, wie es mir geht – und zwar noch überhaupt nicht gut! – oder wer heult mal eben 3 Stunden lang nach einem Einzel? Ja richtig, kein Mensch, dem es gut geht. Er weiß, dass ich entlassen wurde, obwohl ich noch nicht stabil bin – das steht sogar so im (vorläufigen) Arztbrief. Da ist sein Kommentar ja fast schon zynisch…

Und was mach ich, ich Volldepp? Irgendwie war ich am Freitag wohl verblendet oder das war ein anderes Ich, ein anderer Anteil… ich schreibe ihm einen Dankesbrief und schenke ihm ein Bild. Jetzt komme ich mir wirklich ziemlich blöd vor.

 

Mein erstes Wochenende in Freiheit war ganz gut. Da fühlte ich mich eigentlich ganz gut… frei. Aber… ich glaube das lag am Freitag, da fühlte ich mich auch gut. Zu gut. Abgespalten. Dissoziiert. Denn all die Wochen vorher hatte ich nur noch Panik vor der Entlassung und wenn ich nur daran dachte, wurde mir anders. Und zack – von einem Tag auf den anderen war es mir vollkommen schnuppe. Also hielt dieser Zustand wohl noch übers Wochenende an.

Montag: Besch***.

Dienstag: Besch***er.

Mittwoch: Noch besch***er.

Angst… Durcheinander… Verpeilt… Kopflos… Geistesabwesend… Haltlos… kann keine Tagesstruktur einhalten… Schlafe zu lange..  Schaffe wenig von dem, was ich geplant hatte… Angst… Panik… Körper zickt… Druck… Hypochondrisch… Kaum ein Unterschied zu der Zeit vor der Klinik.

 

 

Immerhin hatte ich heute einen Termin mit meinem Therapeuten. Aber auch der versteht es irgendwie nicht… Alles was ich laut ihm bräuchte, wäre mehr Tagestruktur und ich muss mir mehr zutrauen. Und anscheinend sei ich blockiert, weil ich – oder ein Teil von mir – nicht da raus will in die Welt und nicht erwachsen werden will. Sondern lieber das nachholen, was mir in der Kindheit fehlte. [Achtung Schubladendenken! Borderliner sind halt so. Haha.] Geborgenheit. Und ich müsse es lernen, mich und meinen Körper besser einzuschätzen, ein Experte für mich und meine Stimmungen werden und erkennen, was von der Psyche kommt und was nicht. Leichter gesagt, als getan… Lernen, auf meinen Körper zu hören und mich selbst zu bemuttern. Aber ehrlich gesagt habe ich momentan Angst in mich hineinzuhören… weil ich merke, dass da was brodelt. Heute hatte ich wieder Panik… und Druck… dachte ich platze. In der Klinik kam ich in den Einzeln an meine Gefühle heran. An mich. Und mich hat es jedes Mal zerlegt… geheult, geheult, geheult… gezittert… stundenlang. Saß am Gang oder im Ruheraum zusammengekauert und habe nur noch geweint und wollte sterben. Oder bin raus gegangen in eine ruhige Ecke und habe mit meiner Hand so lange gegen die Steinwand gehauen, bis sie grün und blau war. Oder geblutet hat. Aber immerhin hab ich mich so mal lebendig gefühlt… toll, jetzt kommen die Tränen und ich kann nicht mehr tippen. -.-*

 

Aber gut, dass es rauskommt… ich halte das so nicht länger aus.

 

Ich verstehe es nicht. Ich glaub’ bei mir ist einfach irgendwie ‘ne Schraube locker. Biochemie im Arsch. Vielleicht doch was Organisches oder mit dem Stoffwechsel.  Anti-Depri-Pillen helfen ja anscheinend auch nicht wirklich… Alkohol hilft. Tavor auch etwas. Aber macht beides abhängig und ist keine dauerhafte Lösung. Tja… “Da steh ich nun, ich armer Tor! und bin so klug als wie zuvor.” [geklaut von J.W. Goethe]

Nichts Neues.

Ich habe keine Lust mehr mich hier ständig zu bemitleiden. Das ist doch lächerlich…
Ich frage mich echt was das soll.
Klar – ich verstehe mich selbst nicht und kann mich und meinen Körper schlecht einschätzen. Aber ich kann und will das nicht alles auf die Psyche schieben… Ich denke – nein – bin mir sicher, dass etwas mit mir und meinem Körper nicht stimmt. Dass da etwas anders läuft als bei anderen. Als normal. Ich weiß nur nicht genau was… Und wie ich herausfinden kann, was es ist. Höchstwahrscheinlich irgendwas autoimmunes. Denn es wurde schlimmer, als ich seroquel abgesetzt hatte – und seroquel dämpft das Immunsystem.
Auch die Metaebene würde dafür sprechen: mein Körper greift sich selbst an (Autoaggression). Interessanterweise werden die Symptome nämlich weniger, wenn ich den Druck etwas abbauen kann.
Trotzdem habe ich Angst… Auf das, was da auf mich zukommen mag. Deswegen liege ich jetzt trotz Pillen hellwach im Bett bzw. bin ich jetzt auf die Couch im Wohnzimmer gegangen. Bringt ja nichts rumzuliegen und die Decke anzustarren.
Ich sehe schon wieder eine Odyssee vor mir… Rennen von Arzt zu Arzt und immer wieder der Kommentar: “Das ist psychosomatisch”. Oder noch schlimmer… Wie bei meinem Hausarzt, der vom Münchhausensyndrom sprach. Zu dem gehe ich nicht wieder…
Alles muss ich mir nicht gefallen lassen… Ich glaube der weiß nicht mal was das ist.

Weit weg.

Ich bin mal wieder dort angekommen, wo alles so weit entfernt scheint. In dieser Zwischenwelt. Irgendwo zwischen Realität und Traum. Ich sehe mir zu. Bin Schauspieler und Publikum zugleich… Es fühlt sich einerseits merkwürdig an und andererseits vertraut.
Ich möchte mich für das Leben entscheiden, aber kann es nicht.
Immer wenn ich es versuche, droht es mich zu zerstören. Ich kann dem (Wahnsinn) nur entgehen, indem ich mich ausklinke. Aus der Realität. Aus meinem Leben. Weg vom Fühlen… Weg von der Tristesse, dem Grau, dem Leid, dem Elend, der Sehnsucht… Weg von mir selbst.
Ich bin müde… Lebensmüde. Verachte mich selbst dafür: du bist feige! Du kriegst nichts auf die Reihe! Du bist ein Schmarotzer und dem Staat und deinem Umfeld ein Klotz am Bein! Du bist schwach – zu schwach dich zu entscheiden – für einen Weg. Hin und hergerissen…
Oft habe ich das Gefühl ich platze gleich… Es zerreißt mich. So ein unterschwelliges, nicht fassbares Gefühl. Traurigkeit? Wut? Ich weiß es nicht.
Ich weiß nicht einmal warum ich das schreibe. Und was ich mir davon erwarte… Nichts eigentlich. Ich erwarte nichts mehr.
Man wird ja doch nur enttäuscht…

Noch eine Woche Tagesklinik…

Die Wunde der Ungeliebten.

“Ungeliebte meinen sich von aller Welt verlassen. Daß sie sich selbst verlassen, wissen sie nicht. Sobald wir aber begreifen, daß der springende Punkt nicht das Verlassenwerden durch andere, sondern in der Selbstverlassenheit, in der Absonderung vom eigenen Wesen liegt, fangen wir an, die Blickrichtung zu ändern.”

 

[Peter Schellenbaum; aus dem Buch “Die Wunde der Ungeliebten”]