Knack knack knirsch.

Die Lehrerin, die am Dienstag von ihrer Autoimmunerkrankung erzählt hat, war die einzige Person, die ich kenne, die auch immer mal wieder knallrot an Hals und Dekolleté wurde. Ich war froh..dass ich scheinbar nicht die einzige Person war, die das hatte. Allerdings führte ich es bei ihr auf ihre Emotionalität zurück. Jetzt, wo sie das von ihrer Krankheit erzählt hat, habe ich eine andere Sichtweise. Scheinbar hat mein Vater recht, dass das was mit Autoimmungeschichten zu tun hat… Auch am Dienstag, als sie erklärte weshalb sie nicht da war und was sie hat, erschienen rote Striche/Flecken auf ihrem Hals. Bei mir ist es ähnlich… Wenn ich angespannt bin, bekomme ich dort auch oft rote Flecken und auch wenn ich einen Schal oder ein Halstuch trage und der Bereich warm wird. Oder wenn es in einem Raum warm ist. Oder wenn die Sonne darauf scheint. Aber nicht immer gleich stark… Manchmal kaum, manchmal sofort oder auch ohne ersichtlichen Grund. Wenn ich in den letzten 24 Stunden in der Sonne war, tritt es wahrscheinlicher und stärker auf.

 

Auch meine Hände spinnen momentan wieder… Entweder sind meine Finger blass, dünn und eiskalt und die Handrücken lila-rot marmoriert (kalt und/oder nervös) oder sie sind dicker, die Nagelbetten rot und geschwollen, die Finger bzw. die Gelenke rot/rötlich und richtig unangenehm brennend heiß und pochend. Nicht ständig… Aber das kommt in den letzten Tagen irgendwie sehr oft vor. Echt unangenehm…

Außerdem hab ich wieder öfter Kopfschmerzen. Und mal der Nacken, mal der Rücken, mal meine Handgelenke, mein Bauch tut zur Zeit auch öfter weh… Und die Knie. Ach ja und mein linkes Kiefergelenk… Seit heute ist das besser, aber die Tage vorher konnte ich meinen Mund nicht mehr weit öffnen ohne Schmerzen. Glaube da geht wieder irgendwas vor…

Ich habe meine Lehrerin auf Anraten meines soz. Päds jetzt gefragt, ob ich nicht selbst mal in der Tagesklinik anrufen kann, die es als Praktikumsstelle bei uns zur Auswahl gibt. Zwei aus meiner Klasse waren schon dort und es klingt echt spannend, was die so erzählen… Da ist man im Team dabei und hört auch die Fallgeschichten und was die Psychologen so sagen. Meine Lehrerin meinte am Dienstag, die würden niemanden mehr nehmen jetzt weil sie schon so viele hatten und mal eine Pause wollen. Mein Soz Päd meinte ich solle trotzdem mal selbst dort anrufen und fragen, wenn meine Lehrerin da nichts dagegen hat. Das ist der Mail Verkehr mit ihr:

Gesendet: Mittwoch, 20. September 2017 20:51
Betreff: Aw: AW: Praktikumsstelle

 

Guten Tag Frau Mann,

hätten Sie etwas dagegen wenn ich selbst mal in der Tagesklinik (Klinikum Süd) anrufe und frage, ob ich vielleicht für die nächsten Wochen dort hin gehen kann? Einen Versuch wäre es ja vielleicht wert, falls Sie nichts dagegen haben. (=

Liebe Grüße,

Sabine Schimmel

Am 21.09.2017, 07:21, “Mann, Sandra”

Guten Morgen Frau Schxxx,

 

wie ich Ihnen bereits am Dienstag mitteilte, ist ein Wechsel in das Südklinikum nicht möglich. Gerne frage ich bei der Lebenshilfe in der Tagesstätte für erwachsene Menschen mit Autismus nach wenn Sie nicht bis Montag warten möchten.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Sandra Mann

Ergotherapeutin (B.Sc.)

Schulleitung

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Liebe Frau Mann,

 

mir geht es nicht darum warten zu müssen, sondern darum, was ich bei der Stelle lernen kann.
Ich dachte vielleicht gäbe es ja doch eine Chance für mich ins Klinikum Süd zu gehen, wenn ich dort persönlich nachfrage und den Zuständigen dort meine Situation schildere. Ich wollte dies nicht hinter Ihrem Rücken tun, daher habe ich Sie gefragt, ob Sie etwas dagegen hätten.
Es scheint so, als wäre dem so, habe ich das richtig verstanden?

 

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Schimmel

………………..

 

Warum kann sie nicht einfach normal auf meine Frage antworten?

Ich weiß, dass sie mich nicht mag, weil ich ihr immer ehrliche Rückmeldungen bezüglich der Gestaltung Ihres Unterrichts gemacht habe und sie glaube ich auch mal mitbekommen hat, wie ich mich bei jemandem schlecht über ihre Arbeitsmoral geäußert habe. Dennoch finde ich es unprofessionell, sich so zu verhalten. Wer Rückmeldung will, muss dann auch damit umgehen können… Ich bin nunmal kein Schleimscheißer was so was angeht. Ich hätte noch härter sein können, hab die Kritik aber immer möglichst ehrlich und immer respektvoll geäußert.

Nerv. Warum müssen Menschen immer so kompliziert sein?!

 

 

 

Inkompetenz hat viele Gesichter.

Was soll ich sagen? Das Gespräch mit meiner Schulleiterin und Fachbetreuerin meines aktuellen Praktikums war eher weniger erfolgreich.

Ja ich kann wechseln, aber das ist ja so stressig (für sie zu organisieren) und außerdem kommen ja nicht mehr viele Stellen in Frage. Angeblich nur die Tagesstätte für Autisten, ein Altersheim und die Forensik in Ansbach (Weg einfach >1,5 Stunden). Was ich ja gerne hätte, wäre eine Stelle mit psychisch Kranken wo etwas zu tun ist und die Klienten therapiefähig sind. Aber die Dame hat sich seit der letzten Schulleitung nicht die Mühe gemacht, sich in ihrem Fachbereich um neue Stellen zu kümmern. Bullshit was sie heute laberte von wegen es gäbe eben nicht mehr hier in der Gegend. Haha. Das Nordklinikum ist das größte Krankenhaus Europas mit X Psycho Stationen… Da soll nur eine Stelle für eine Praktikantin im Jahr sein?! Lustig. Wenn man niemanden danach fragt vielleicht… Aber gut. Ist jetzt eben so. Schade, weil das der Bereich ist, der mich am meisten interessiert hätte.

Jetzt überlege ich… Bleibe ich und langweile mich und nehme ich ne schlechte Note in Kauf für Fehlzeiten, Unzuverlässigkeit und evtl gekränkter Ehre, weil sie ja weiß, dass ich gehen will? Oder gehe ich zu den schwer betroffenen Autisten, die fast alle nicht reden und richtig krass ausrasten und zwicken und spucken… Etc. Da war ich ja schon mal einen halben Tag. Da soll das Team auch nicht so toll sein. Hm.

Langweilt mich, dass gerade der Bereich, der mich am meisten interessiert hat jetzt so blöd langweilig und frustrierend ist. Gar nicht so, wie ich mir das gewünscht hätte… Blöd, weil ich so kaum was lerne und auch die Theorie in der Schule für’n Arsch war. Entschuldigt die Wortwahl aber ich bin gelinde angepisst. Wer ist die inkompetenteste, faulste Person der Schule? Die Schulleitung! Ungünstig! Da leiden nämlich alle drunter. Scheinbar bin ich aber eine der wenigen, der das rückmeldet und auch mal Kritik äußert (und sich so unbeliebt macht). Deutschland, Land der lebenden Toten und stummen, angepassten Duckmäuseriche. Komisches Wort… Aber ich erlebe das immer wieder und es macht mich WÜTEND! Das ist die Grundlage für jegliche Art von Diktatur und Regime. Ich erinnere nur an den netten Mann, der vor 60 Jahren auf so einem Nährboden ein abscheuliches Blutbad veranstalten konnte… Herrje.

Manchmal geht mir die Menschheit wirklich auf die Nerven.

 

Und die Guten werden bestraft! Meine Lieblingslehrerin hat uns heute gesagt, dass sie ne chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung des ZNS hat. Man weiß wohl noch nicht was genau… Die war jetzt länger krank. Ende 20, hübsch, der liebste, engagierteste, herzlichste Mensch dieser Welt. Fair? Na klar! Sie hat sich bei uns entschuldigt und sagte, sie hofft, dass wir ihr nicht böse sind weil wegen ihr was ausgefallen ist. Dann sagte ich: Quatsch! Wir haben uns alle Sorgen gemacht um Sie! Daraufhin fing sie an zu weinen… Und jetzt hab ich auch Pipi in den Augen.

Der Tag war heute sowohl schön als auch scheiße… Und irgendwie zu viel von allem.

Unflexibel.

Es ist Freitag. Ich dachte es wäre besser geworden auf der Praktikumsstelle, aber jetzt nach vier Tagen am Stück dort geht es mir wieder wie letzte Woche: ich fühle mich ausgesaugt. Heute morgen war ich wieder zu depressiv und antriebslos, um dort hin zu fahren. Zumal heute nur eine halbe Stunde ADL-Training gewesen wäre (Reisetasche packen mit einer Bewohnerin) und Übergabe. An der Schwimmgruppe nehme ich nicht teil. Meine Anleiterin meinte, angezogen mit zu gehen wäre sinnlos. Außerdem wäre ich dort die einzige.

Irgendwie fühle ich mich Freitag so wie früher wenn ich es nicht schaffte zur Schule zu gehen. Hab es heute nicht mal geschafft abzusagen. Meiner Lehrerin habe ich schon am letzten Wochenende eine Mail geschrieben, es kam aber noch nichts zurück. Zum Glück ist nächste Woche Dienstag sowieso wieder ein Reflexionstag in der Schule, da muss ich eben mit ihr reden. Bringt ja so echt nichts.

Ich versuche jetzt mal langsam in die Gänge zu kommen und die Zeit zumindest für Einkaufen, Aufräumen und so weiter zu nutzen.

Den Titel hab ich gewählt, da meine Anleiterin mich wohl irgendwie für unflexibel hält, das stand jedenfalls in ihren Notizen für das wöchentliche Anleitergespräch. Glaube man könnte das auch durch “stur” ersetzen… Wahrscheinlich ging es darum, dass ich mir das Praktikum anders vorgestellt habe und gerne was Kreatives gemacht hätte – was ich jetzt sogar dürfte. Falls wer Interesse hat. Immerhin… Jetzt soll ich Leute dafür finden.

Das schwarze Loch.

Gestern lag ich auf dem Sofa und habe vor mich hin sinniert, Augen zu, nachdenken. Ausruhen. Vor meinem inneren Auge ist das Wohnheim ein schwarzes Loch… dunkel, düster. Ein dunkler Fleck. Obwohl es dort eigentlich ganz idyllisch ist: Es liegt mitten im Stadtwald, außen herum ist eigentlich nur Wald, kaum andere Gebäude befinden sich in der Nähe. Es ist ruhig, sehr ruhig und sehr grün. Es gibt viele Blumen, Bänke, Wiesen, eine Terrasse, eine kleine Terrasse beim Bungalow, ein großes, altes Haus, in dem sich fast alle Zimmer und die Verwaltung befinden und eben das Bungalow, das wenige Meter vom Haupthaus entfernt ist. Dort sind auch nochmal drei Zimmer von Bewohnern, die etwas selbstständiger sind. Quasi eine WG. Das Außengelände ist sehr gepflegt, Blumen angepflanzt, dekoriert. Wie gesagt… eigentlich absolut idyllisch.

Dennoch ist es düster vor meinem inneren Auge. Ich finde es herrscht dort eine merkwürdige Stimmung… mir fällt kein passenderes Wort als “düster” ein. Heute habe ich mich krank gemeldet, da heute Schwimmgruppe ist (und sonst eigentlich nichts) und ich dort nicht hin möchte. Außerdem brauchte ich eine Pause… Mal durchschnaufen. Sonst werde ich noch depressiv.

Meine Anleiterin ist zwar ganz nett und eigentlich auch fürsorglich, trotzdem gefällt es mir nicht. Das Heim zieht in ca. drei Monaten um und alles ist schon in Aufbruchsstimmung. Viele Gruppen finden nicht mehr statt, der Chef will nur noch Gruppen, die die Leute fit für das betreute Einzelwohnen macht. Kein Schnick-schnack mehr. Also gibt es nur noch Hirnleistungstraining, “Rund um die Küche”, Entspannungsgruppe und Einzelstunden, wo dann aufgeräumt oder gepackt wird. Ja… und schwimmen. Und Bewegungsgruppe. Die meisten Leute dort sind schon sehr lange da. Manche sogar 25 Jahre, die ältesten Hasen. Es gibt auch neuere, die noch nicht lange dort wohnen.

Fast alle dort (geschätzt 80-90%) haben eine Störung aus dem schizophrenen Formenkreis, chronisch. Das heißt, sie hatten schon mehrere psychotische Episoden. Sie kommen nicht mehr alleine zurecht, also müssen sie bereut werden. Die Leute, die dort sind, brauchen mehr als nur ambulante Betreuung. Viele sind schon mit Körperpflege und -hygiene überfordert.

Die Hauptbeschäftigung dort ist rauchen. Auf der Terrasse rauchen und rumsitzen. Sich anschweigen. Manche der jüngeren reden auch. Die meisten aber kaum. Das Wort, das ich immer im Kopf habe ist “Endstation”. Was auch passend ist… die Bushaltestelle “Waldkrankenhaus” ist die Endstation.

Das Team scheint auch wenig Richtung Besserung oder Heilung zu arbeiten, alle scheinen so hoffnungslos. Psychotherapie hat niemand. NIEMAND!!! Die gehen nur alle vier Wochen zum Psychiater, wegen der Medis. Abgesehen davon gibt es nur die Gruppen im Haus, die sich wirklich auf so Alltagspraktische Dinge beschränken. Psychologe ist dort auch keiner. HeP, Krankenpfleger, Soz-Päds, Ergo. Alle scheinen wenig Ahnung von Psychologie zu haben… Guter Kommentar im Team einer langjährigen Soz.-Päd.: “Hatte der jetzt eine Doppeldiagnose? Borderline und Persönlichkeitsstörung?” Schon klar.

Und damit bin ich dann schon beim nächsten Thema: Das letzte Team war eine Lästerrunde über Borderliner. Ausgangspunkt war, dass der Chef wohl immer eine Fallgeschichte eines ehemaligen Patienten raussucht und die erzählt. Natürlich Geschichten, die hervorstechen. Dieses mal eine von 2002, die eines Borderliners, Ende 20, der dafür bekannt war, Gabeln zu schlucken (die ihm dann wieder herausoperiert werden mussten) und bis zur Besinnungslosigkeit zu trinken, abzuhauen und sich in diverse Krankenhäuser einweisen zu lassen. Alle paar Tage. Wirklich alle paar Tage, der war mehr abwesend als anwesend im Heim. Es mündete in eine allgemeine Lästerrunde über Borderliner, wie froh sie doch sind, dass sie so lange keine mehr dort hatten und so weiter und so fort. Weil die so anstrengend sind, da muss man sich wohl richtig bemühen und mal etwas mehr tun als sonst. Momentan gibt es für die meisten mehr Pausen als Arbeit, habe ich das Gefühl. Offiziell habe ich eine Stunde Pause, allerdings ist zwischendrin immer Pause.. Pause Pause Pause. Endlos langweilig… Ich habe jetzt begonnen Bücher zu lesen, weil mir die ewig sinnlosen Gespräche mit meiner Anleiterin zu langweilig wurden.

Der eine oder andere Fall würden mich interessieren, allerdings gibt es nur grobe Infos, auf die ich Zugriff habe, die Akten sind beim jeweiligen Betreuer verwahrt und somit habe ich nur Zugriff, wenn derjenige mein Sichtstundenklient ist. Also nichts wars… nicht einmal Krankengeschichten kann ich mir ansehen. Das wäre nochmal interessant.

Reden kann man mit den meisten Bewohnern nicht wirklich. Vielleicht kommt das ja noch… aber bisher sind die meisten eher zerstreut, misstrauisch, stumm oder wirklich, wirklich merkwürdig gewesen. Oder so ungepflegt, dass man möglichst viel Abstand halten möchte.

Was wirklich seltsam war, war der eine in der Entspannungsgruppe. Zu Anfang gab es eine Befindlichkeitsrunde, also jeder sollte sagen wie es ihm geht. Er sagte: “Mir ist kalt.” Ego: “Ja, da haben Sie schon recht, hier ist es wirklich etwas kalt.” Er: “Mir ist innerlich kalt.” Sie: “Innerlich kalt? Wie meinen Sie das?” Er: “Draußen steht ein Wasserbehälter mit Trinkwasser. Da ist Gift drin! Das steht auch drauf auf der Deklaration.” Dann kamen noch irgendwelche mir nicht verständliche Dinge, die Ergo hatte es auch nicht verstanden und fragte ihn nochmal: “Wie geht es Ihnen denn nun? Freuen Sie sich schon auf dem Umzug?” Er: “Lucky death.” Sie: “Wie bitte? Das habe ich jetzt nicht verstanden.” Er: “Glücklicher Tod.” etc. pp. Das ist so ein ganz hagerer Typ, der hatte bis vor ein paar Tagen noch lange Haare und Bart, sieht ein wenig aus wie so ein Altrocker, Brille, Lederjacke, Bluejeans, Brille. Bewegt sich extrem starr und spricht genauso, keine ganzen Sätze sondern nur so einzelne Wörter, emotionslos, ohne jegliche Mimik mit schnarrender Stimme. Wenn er läuft erinnert er mich an Ozzy Osbourne, der ist ja inzwischen auch so kaputt, dass er so merkwürdig abgehakt und kleinschrittig, starr, läuft. Oftmals reagiert dieser Herr nicht, wenn man ihn anspricht. Wirkt wie ferngesteuert. Dann war noch einer bei der Entspannung dabei, der eher das Gegenteil ist. Den muss man immer bremsen, wenn er redet. Redet sehr laut und wie gesagt viel. Von dem wurde ich an meinem ersten Tag begrüßt mit: “Sie kenne ich doch! Ich habe Sie am Freitag gesehen, da haben sie mir gezeigt, wie man Stege baut!” Verwechslung. Aber er bestand eine ganze Weile darauf. War ein komischer Einstieg, als ich dor ankam. Der sagte dann u.a., er habe Rückenschmerzen. Die habe er, weil er mal aus dem Fenster im 2. Stock gesprungen ist. Dann war noch eine dabei, die total hinüber wirkte… fettige Haare, übergewichtig, motorische Ticks – sie bewegte den Kopf immer wieder so hin und her, als würde sie etwas mit den Augen verfolgen. Dunkle Augenringe, fahle, teigige Haut. Die sagte auch nur wenig. Die vierte im Bunde war ebenfalls eine Frau, um die 40 Jahre. Die redet ebenfalls zu viel, allerdings auch ohne jegliche Mimik. Und wiederholt sich immer wieder. Ständig dieselben Geschichten und Fragen. Über sie weiß ich ein wenig. Sie ist dort seit sie 25 Jahre alt ist. Schizophrenie, hebephren stand in ihrer Akte. Kommt aus zerrütteten Familienverhältnissen, musste wohl irgendwann anschaffen, hat drei Kinder von zwei unterschiedlichen Männern. Beim dritten weiß man nicht von wem. Sie wurden ihr alle weg genommen, was sie total fertig macht. War mal in der Punkszene. Vielleicht vom Vater missbraucht worden. Dann noch ein weiterer. Der ist relativ normal würde ich sagen, hat auch “nur” Depression und Ängste.

In diesem Raum war es dunkel, alles, was sich dort befand, war alt, dreckig und es müffelte. Mein erster Gedanke war: “Wie soll man sich hier bitte entspannen können?!” Wirklich, wirklich unschön. Finde ich. Den Bewohnern scheint das alles wenig auszumachen.

Ich kann da nicht bleiben, was soll ich da auch lernen? Was die dort machen, hat mit Therapie wenig bis nichts zu tun und Krankengeschichten bekomme ich ja auch kaum mit. Dazu noch diese unglaubliche Tristesse… der anstehende Umzug, bei dem ich dann vermutlich helfen muss. Also Kartons packen. Dort werde ich noch selbst gaga…

Ich bin so hin und her gerissen zwischen “Ich zieh’ es jetzt durch!” und “Ich wechsle die Stelle, damit ich was lernen kann und irgendwo bin, wo man wirklich was bewirken will.”… Wir können die Stelle schon wechseln, dann muss ich mit der betreffenden Lehrkraft sprechen und schauen, ob es noch eine Alternative gibt.