Die Zeit der Santa Anna Winde…

Die Sommerzeit ist immer eine kritische Zeit für mich. Dafür gibt es viele Gründe:

Zunächst vertrage ich die Hitze einfach überhaupt nicht gut. Mein Körper mag das überhaupt nicht. Schwindel, Kreislaufprobleme, Schwitzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Erschöpfung, … und jedes Jahr vertrage ich die Hitze schlechter. Woran auch immer das liegen mag…

Das Thema mit meinen Armen macht es auch nicht angenehmer. Ich verglühe innerlich und trage dennoch lange Shirts oder Jacken.

Immerhin kommt mir die Welt nicht mehr so unwirklich vor, wenn die Sonne scheint. Das war lange Zeit so… ich schätze das hat damit zu tun, dass an der Beerdigung meiner Mutter strahlender Sonnenschein war. Mir kam das damals so falsch vor… Verkehrte Welt. Ein Gewitter wäre passend gewesen… oder strömender Regen und die ganze Welt in ein tristes, nebliges Grau gehüllt. Aber nein – stattdessen strahlender Sonnenschein. Ich glaube seitdem kam mir Sonnenschein immer falsch vor. Nicht passend… Unwirklich.

 

Ich bin heute ins Klinikum gefahren. Bis ich dort war, hatte ich mich bzw. die Angst noch ganz gut im Griff. Ich schaffte es immer wieder, mich von den Katastrophenszenarien, die mein Verstand produzierte, zu lösen und im Hier und Jetzt zu sein. Als ich allerdings dort war, ging es nicht mehr… Ich hatte Schweißausbrüche, fühlte mich elend und wollte nur noch weg. Die Hitze machte alles nicht besser… also bin ich zurückgefahren und habe mich krank gemeldet. Eine neue Gruppe mit lauter Menschen, die ich nicht kenne (inklusive Therapeuten) und dann noch Rollenspiele vor der Gruppe… nass geschwitzt, unruhig ohne Ende im Stuhlkreis sitzen… Das schien in meiner Vorstellung einfach unmöglich. Mir ist das schon damals in Erlangen extrem schwer gefallen, obwohl wir eine sehr kleine Gruppe waren und nur Menschen dort waren, die ich schon einige Wochen lang kannte und auch mochte. Trotzdem bin ich regelmäßig in Tränen ausgebrochen und/oder rausgerannt. War danach am Ende.

Nun ja. Beim nächsten Mal klappt es dann hoffentlich.

 

Gestern hatte ich immerhin einen guten Tag – hatte genug Schlaf und habe viel geschafft. Geputzt, aufgeräumt, Termin mit Soz. Päd. und Arzt, Einkaufen war ich auch und ich habe die Unterlagen für die Bewerbung an der Ergotherapieschule zusammengesucht und gescannt, dort angerufen und gefragt, ob noch Plätze frei sind (ja) und wie genau das mit der Bewerbung abläuft. Meinen Lebenslauf habe ich aktualisiert… jetzt fehlen nur noch Passbild und Motivations-/Bewerbungsschreiben. (=

 

Ich habe noch eine Empfehlung für euch, das habe ich zufällig gefunden – und ich denke es wird bald wieder aus youtube verschwunden sein: https://www.youtube.com/watch?v=Qn8V4dfruTk

Ich habe es mir gleich heruntergeladen und höre es momentan. Das ist wirklich ein super hilfreicher Leitfaden zum Thema Achtsamkeit und Meditation, Leben im Hier und Jetzt. Eckart Tolle beschreibt seine eigenen Erfahrungen und beantwortet häufig gestellte Fragen zu dem Thema. Außerdem erzählt er von dem Erlebnis, das ihn dazu geführt hat – was ich auch sehr spannend finde. Mein Soz. Päd. hat mir letzte Woche davon erzählt (er liest es oder hat es gelesen) und ich habe mal nachgesehen: letzte Woche wurde es komplett auf youtube hochgeladen. Netter Zufall. (;

Eckart Tolle kannte ich vorher schon, allerdings nur wenig und nicht dieses Buch.

 

Viel Spaß beim Hören, bis bald! Und vergesst nicht, euch mit Eis einzudecken – es wird und bleibt heiß! :3

 

 

 

 

 

Die Wunde der Ungeliebten.

“Ungeliebte meinen sich von aller Welt verlassen. Daß sie sich selbst verlassen, wissen sie nicht. Sobald wir aber begreifen, daß der springende Punkt nicht das Verlassenwerden durch andere, sondern in der Selbstverlassenheit, in der Absonderung vom eigenen Wesen liegt, fangen wir an, die Blickrichtung zu ändern.”

 

[Peter Schellenbaum; aus dem Buch “Die Wunde der Ungeliebten”]

 

 

Ein Schwank aus meiner Kindheit.

Am 25. waren meine Tante und mein Onkel bei uns. Als meine Tante und ich beim Rauchen draußen standen, nachdem J. (die Kleine) sich beim Spielen die Lippe aufgeschlagen hatte, erzählte sie mir von einer ähnlichen Situation aus meiner Kindheit.

 

Ich spielte und rannte dabei gegen einen Glastisch im Elternhaus, blutete und weinte.

Meine Mutter (erschrocken): “Ist der Tisch kaputt?!”

Daraufhin hielt ich erschrocken inne, ging zum Tisch und sah nach, ob etwas kaputt gegangen ist.

 

So langsam wundert mich echt gar nichts mehr…

 

Lahmgelegt.

Ich brauche einen neuen Körper… Ich hasse diesen Schrotthaufen, echt.

Samstag war Umzug, den hat er noch so halbwegs mitgemacht… mit 3/4l Energydrink und mehreren Kaffees. Das ging leider nicht anders, das Schlafdefizit war einfach zu groß. Mir ist schon klar welchen Schrott ich da in mich reinschütte. Aber man muss sich eben für das kleinere Übel entscheiden. Immerhin sind meine Vit.B12-Werte ideal seit ich so viel von dem Zeug trinke. =D Immerhin etwas. Muss man als Veganer erst einmal hinkriegen. Somit kann ich auf die Oma-Kur (Vitasprint) verzichten. Man muss es positiv sehen!

Na, jedenfalls geht seit Sonntag (also gestern) gar nichts mehr. Da habe ich nichts zustande bekommen… eigentlich war der Plan, die Umzugskartons möglichst schnell leer zu kriegen, damit ich möglichst schnell in meiner neuen WG wohnen kann und nicht aus den Kartons leben muss. Aber nichts war’s! Müde, antriebslos, Schmerzen,depressiv, lustlos, schwach. Habe die meiste Zeit die Couch gehütet. Also habe ich für heute nochmal vorgenommen nach der TK in die Wohnung zu fahren, um dort weiterzumachen. Und was kommt dann? Ja  genau, der Klassiker: Migräne! Danke. Danke danke danke! -.-*

Muss man sich von so einem Haufen biochemischer Masse wirklich immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen lassen?! Ich dachte wir wären technisch und geistig hochentwickelte Wesen, aber nicht einmal für solch banale Probleme haben wir eine Lösung! (Ok, über das “geistig hochentwickelt” kann man sich sowieso streiten…) Das ist doch lächerlich. Die Krone der Schöpfung lahmgelegt durch eine Migräneattacke. (Mit Krone der Schöpfung meine ich jetzt nicht explizit mich…!)

Tja. Also… abwarten und Tee trinken. Oder in meinem Fall gerade eher Kaffee. Und Ibuprofen reinschmeißen – die allerdings nichts bringen. Wenig. Wer weiß, wie es ohne wäre. Habe jetzt schon die 2. 400er reingeschmissen. Das bisschen Chemie macht den Braten jetzt auch nicht mehr Fett. Ich bin sowieso schon ein wandelnder Chemiecocktail auf zwei Beinen. Was ich alles schon gefressen habe… oder fressen musste… Und das obwohl ich eigentlich ein ziemlich strikter Gegner von (Psycho-)Pharmaka bin. Zumindest in den meisten Fällen… Ab und an sind sie vielleicht auch sinnvoll. Bei Sterbehilfe zum Beispiel. =D

Wie auch immer. Jedenfalls nervt es. Da ist man mal motiviert und nimmt sich was vor, und wenn einem dann nicht die Psyche einen Strich durch die Rechnung macht, dann ist es der Körper. Immer mal wieder was Neues! Wäre ja langweilig, wenn mal etwas so klappen würde wie es geplant war. Ich weiß schon, warum ich Planen nicht leiden kann und mich ungern auf irgendetwas festlege – seinen es Termine, Uhrzeiten oder Meinungen. Letztendlich pfuscht einem das Leben ja doch immer wieder rein. Am liebsten dann, wenn man mal gerade absolut nicht damit rechnet. Das ist genauso wie beim Regenschirmphänomen… (Ich nenne es jetzt einfach mal so.):Hast du einen dabei, regnet es nicht (auch wenn der Wetterbericht das vorhersagte) – hast du aber mal ausnahmsweise keinen dabei – Zack! Regen. Irgendetwas oder -wer macht sich da lustig über uns…

 

Und zum Abschluss noch ein Zitat:

“Die Ironie ist die Kaktuspflanze, die über dem Grab unserer toten Illusionen wuchert.”

[E. Hubbert]

 

PS: Es tut mir leid, V.. Ich weiß nicht, ob du hier noch mitliest, aber falls ja, wollte ich dir sagen, dass du – auch wenn du momentan nicht mehr mit mir redest – oder ich mit dir – trotz allem (falls mir mein Körper nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht) das alljährliche Päckchen von mir bekommst. [Was für ein Satz!]  Ich gebe dir Bescheid, wann ich es losschicke. Und falls du mir noch böse bist, schau dir doch mal Bild 3 auf der Seite “Gemaltes/Gestaltetes” in der Kategorie “Kunsttherapie Erlangen 2014” an… Ich würde dich ehrlich gesagt sehr gerne in der grünen Blase behalten…

555

Ich sehe immernoch ständig diese Zahl. Neulich mit meinem Vater im Auto, vor uns fährt eins mit “5555” auf dem Kennzeichen. Und mein Vater sagt: “So, jetzt muss ich auf die 505er fahren.” WTF?!

Aber darum soll es heute nicht gehen.
Es geht darum, dass ich beim Umzug etwas gefunden habe. Beim Kisten packen. Mein altes Tagebuch, das ich auf dem PC geführt habe. Ausgedruckt. Etwas vermodert, weil es in einem durchgegammelten Karton im Keller war, aber noch lesbar. Und mir ist jetzt folgendes klar: Ich hatte Recht. Es ist momentan wie früher. Ok, meine Aggressionen waren etwas stärker und ich mehr auf SVV konditioniert, aber ansonsten – alles wie damals. 2007 bzw. 2008. The beginning of the end. Ich wünschte ich wäre 2010 einfach verreckt… dann hätte ich mir einiges ersparen können. Wäre einfacher gewesen. Witzigerweise kam gestern eine Neue zu uns in die TK, die ich noch aus der TK Fürth 2007/08 kenne. Wieder so ein Zufall. Vor einer Woche fand ich das Tagebuch und vor wenigen Tagen habe ich reingelesen… Ich glaube ich weiß wofür die 5er stehen.Man könnte vielleicht denken, dass es mit dem Umzug zu tun hat oder der Therapie… dass alles eine gute Wendung nimmt – wäre da nicht das Hauptproblem: Ich. Mich nehme ich überall mit hin. Das ist das Problem. Es ist sch***egal wo oder wie ich wohne. Ich bin mein größter Feind. Was mir ein bisschen Sorgen macht, ist, dass mein Selbstmitgefühl, das ich zumindest ein bisschen wiedergefunden hatte, wieder flöten geht/gegangen ist und da eigentlich nur noch die “böse innere Stimme” ist.
Dass ich meiner Mutter immer öfter innerlich zustimme. Und dass ich einen gewissen Egoismus entwickelt habe und nicht mehr glaube irgendwem irgendetwas schuldig zu sein – auch nicht meinem Vater. Ich will dieses Leben nicht mehr nur wegen ihm ertragen. Ergo könnte die 555 auch für eine andere Art von Veränderung stehen.
Ich habe jedenfalls keine Lust mehr auf irgendwelche Kompromisse oder auf Stillstand. Dazu fällt mir immer wieder das Zitat aus “Maya, mein Mädchen” ein:

“Dazwischen. Mein Lebensraum ist das namenlose Dazwischen. Zu krank, um tadellos zu funktionieren. Zu gesund, um auffällig zu sein. Irgendwann muss man sich entscheiden, wo man hingehören will, muss man sein Leben in dieser luftleeren Zone beenden (…)”

 

PS: Nein, keine Angst ich mache nichts. Ich denke nur nach.

Mitgefühl.

Oft verschließe ich mein Herz, weil es mir zu viel wird (bewusst und unbewusst).
Heute habe ich bewusst versucht, es offen zu halten, mich nicht von mir und von den anderen zu trennen… die Angst wird weniger dadurch.
Aber ich merke dann eben doch, dass ich einfach zu mitfühlend bin… ich saß in der U-Bahn gegenüber von einem Rollstuhlfahrer, dem es wirklich schlecht ging. Immer wenn die Bahn anfuhr, klammerte er sich mit gesenktem Kopf an der Haltestange fest. Ich wollte ihn einfach nur umarmen… irgendwie helfen und zeigen, dass er nicht alleine ist. Das ist dann so mein innerer Impuls… mir tut das irgendwie so weh, wenn andere leiden. Ich glaube das war auch der Grund, wieso ich damals – ohne die Medikamente – so depressiv geworden bin. Ich habe immer mitgefühlt… auch mit wildfremden Menschen. Hatte das Gefühl, das Leid der anderen würde auf meinen Schultern lasten.
Ein offenes Herz lässt einen sich lebendiger fühlen, nicht mehr so alleine und getrennt von allen/m… aber ist schmerzhaft. Vor allem dann, wenn man nichts tun kann.
Aber der Punkt ist nunmal, dass wir alle eins sind. Wir sind keine getrennten Wesen, wir sind ein Kollektiv. Und ein offenes Herz ermöglicht erst das wirkliche Leben.
Man muss es nur schaffen, dabei nicht selbst kaputt zu gehen…

Das wollte ich nur mal eben loswerden.

Gesenktes Haupt…

…geschlossene Augen.

Angst, die mich beflügelt
zerstört auch meine Wut,
die ich jahrelang in mir aufgezogen habe.
Durch all die Schmerzen, die ich so oft erfuhr,
begann ich zu verstehen,
dass ich niemandem vertrauen konnte.
Niemandem… Nicht mal mir selbst…
Denn mein Geist war niemals klar.
War immer schon verstört und krank!
Krank – durch meine…vielleicht…
Sensibilität, das Leiden zu verstehen…
das ich so tief in meinem Herzen trug…
Und ich vernehme ein Raunen
in den Wäldern und ich beginne zu staunen,
dass der Boden der mich trägt… langsam… verschwindet.
Sanft gleite ich hinab – schweigend – und voller Hoffnung,
dass ich nun meinen Lohn erhalte,
auf den ich doch so lang gewartet.
All die Qualen, die ich erlitt…
sie müssen doch einen Sinn ergeben.
Oder nicht?
Sie müssen doch einen Sinn ergeben!

Oder nicht???!!

 

Verbrauchte Gedanken in geschlossenen Räumen
Angst vor dem Glück, in Teufels Hand
Weicher Tod im harten Schlaf
Träume ohne Wiederkehr, Einsamkeit in mir
Stürzen ohne Halt, Flucht in mein neues Leben
Verbrauchte Räume in geschlossenen Gedanken
Angst vor dem Teufel in Glückes Hand
Weicher Schlaf im harten Tod
Einsamkeit ohne Wiederkehr, Träume in mir
Flucht, ohne Halt, Stürzen in ein neues Leben

 

Ich schließe meine Augen…
und verharre in der Dunkelheit.
Was kommt nun?
Was kommt nun?!?
Langsam schließt sich,
der klaffende Abgrund,
über meinem Kopf…
und schließt mich ein…
nichts geschieht…
Und nichts geschieht??!!
War das der Sinn?
Ist das etwa alles?
Ist das der Lohn für meine Mühen?

 

Ich schlafe ein… und beginne zu vergessen

Vergessen…
Vergessen zu werden.

 

Geschenkte Liebe, Vergessener Hass
Sehnsucht nach der Gegenwart
Flucht vor den Lügen
Halbe Herzen voller Hoffnung
Vorgegebene Argumente, Konstruktives Leben
Gesenktes Haupt, Geschlossene Augen

Geschenkter Hass, Vergessene Liebe
Sehnsucht nach der Lüge, Flucht vor der Gegenwart
Halbe Hoffnung, Volle Herzen
Vorgegebenes Leben, Konstruktive Argumente
Gesenkte Augen..
Geschlossenes Haupt…

 

[all:my:faults]

 

Ich weiß nicht, was es ist… es tut so verdammt weh. Ich möchte schreien, aber kann nicht. Warum kommt es meistens abends/nachts, wenn ich alleine bin?

Warum fühle ich mich so verdammt leer? Und gleichzeitig so verzweifelt und traurig… Klar habe ich in letzter Zeit wirklich Grund dazu… aber ich weiß, dass das nichts mit der Situation zu tun hat. Das sind alte Gefühle… alter Schmerz. Der irgendwo gespeichert ist und nur darauf wartet, wieder zuschlagen zu können. Diese Welt ist so leer und grau… so leblos. Die Kunsttherapeutin meinte, das sei nur ein Spiegel meines Inneren, als ich dort mal ein dementsprechend tristes, graues Bild malte. Wahrscheinlich ist das so… alles so leer. So unglaublich leer. Bedeutungslos. Bedeutung haben für mich nur manche Menschen… aber von den meisten wurde ich nur enttäuscht. Das ist der Grund, weshalb ich niemanden zu nahe an mich heran lasse. Angst. Angst davor, verletzt, enttäuscht und verlassen zu werden, wenn ich mich an jemanden binde. Aus der Erfahrung heraus, dass es zu sehr weh tut. Immer, wenn ich es wage, tut es letztendlich so sehr weh, dass ich es nicht aushalten kann… so kann doch kein Mensch (über-)leben…

Aber es ist so traurig. Die Liebe ist das einzige im Leben, das Bedeutung hat – aber ich kann es nicht (mehr)… Ich kann nicht lieben. Nicht so, wie ein normaler Mensch. Mein Leben hat jegliche Bedeutung verloren. Schon lange. Und seit 2,5 Monaten erstrecht. Bis vor ca. 2 Wochen hatte ich noch einen kranken Funken Hoffnung, aber die hat sich auch zerschlagen… War alles sowieso nicht realistisch, das ist mir klar. Aber wann ist – ich nenne es einfach mal so – Liebe realistisch oder rational? Wie singen Schallfaktor so treffend?

Heut’ ist der Tag.
Heut’ ist es soweit.
Heut’ hab ich den Mut.
Heut’ bin ich bereit.
All die verdrängten Gefühle,
Die schon immer da waren.
Selbstmordgedanken seit etlichen Jahren.
Ich habe es erkannt.
Mir wurde plötzlich bewusst:
Wenn ich geh, dann will ich gehen.
Ein großer Verlust? – Ja!
Mir wurde es klar: Ich bin hier verkehrt.
Denn ohne die Liebe ist das Leben nichts wert.
[…]

Ich war steht’s auf der Suche,
Was Liebe bedeutet.
Hab es niemals erfahren,
Hab nur Zeit vergeudet.
Die fehlende Liebe durch Drogen ersetzt.
Und dadurch meine Seele unheilbar verletzt.
War nie in Gefühlen,
Noch niemals besessen.
Habe Vater und Mutter längst vergessen.
Denn ich war schon immer allein.
Denn all meine Probleme interessierten kein Schwein!

 

[Schallfaktor – Selbstmordgedanken]

 

Alles fügt sich. Oder: Ein merkwürdiger Tag.

Ich gebe zu, ich war heute wirklich nicht gut drauf. Mir erschien alles so trostlos, so hoffnungslos und ich war definitiv überfordert, zweifelte an allem – dem Weg den ich gehe, mir, der Welt., dem Lebens an sich. Auf die Gründe gehe ich jetzt nicht näher ein, darum soll es in diesem Post nicht gehen.

Ich saß in Bamberg in meiner Wohnung und las alte Tagebücher von mir, weil ich die in meiner nächsten Therapiesitzung besprechen wollte. Einträge von 2006 waren es glaube ich in diesem Moment. Im Hintergrund lief meine ganze Musiksammlung im Shufflemodus. Wer meine Sammlung kennt, weiß wie viele Songs sie umfasst: Tausende. Wirklich, wirklich viele.

Ich las also gerade einen Eintrag aus meiner HIM-Phase, als ich totaler Fan war, auch auf Konzerten war etc. Eine Phase, in der mir die Band geholfen hatte. In diesem Eintrag zitierte ich einen Song (“When Love and Death Embrace”)… und exakt in diesem Moment (das wurde mir erst da bewusst) lief genau dieser Song und exakt diese Textstelle! Gerade habe ich das Zitat nicht bei der Hand, das füge ich später hinzu.

Wie wahrscheinlich ist so etwas? Ich war…  mir fehlen die Worte. Eine Mischung aus überrascht, erstaunt und perplex – aber im positiven Sinne. Wieder ein komischer Zufall? Ich sehe es als Zeichen, dass der Weg, den ich gerade gehe (zumindest der in der Therapie) der richtige ist. Irgendwie gab mir dieser kleine “Zufall” wieder Mut, weiterzumachen. Nicht aufzugeben.

Nach einer erfolglosen Internetschaltung, mehreren Telefonaten, einer nicht allzu angenehmen Zugfahrt und weiterer Lektüre meiner Tagebücher, die an sich weniger erfreulich ist, war dieser “Zufall” schon wieder so gut wie aus meinem Kopf verschwunden.

Als ich dann in Roth ankam (ja, da fuhr ich auch noch hin) war es 20:30 Uhr. Ich plauderte etwas mit meiner Schwester und hatte noch ein sehr aufbauendes Telefonat. Anschließend blätterte ich in der Fernsehzeitung – natürlich sah ich mir zuerst die Doku-Spalte an. Genau in diesem Moment, genau dann, als das 40-minütige Gespräch vorbei war, begann eine Dokumentation, die ich unbedingt sehen wollte. Über einen meiner Lieblingsschriftsteller Albert Camus. Ich saß gebannt vor dem Fernseher und sog jedes Wort geradezu auf. Das war genau das, was ich jetzt brauchte! Eine Erinnerung, an meinen persönlichen Helfer und auch Retter, einen, der einem Mut gibt, der einen im Leben wieder Sinn sehen lässt. Es war quasi eine Art Auffrischung… Erfrischung… Motivation, wieder Camus zu lesen, wieder zu lernen, anders zu denken. Aus den destruktiven, sinnlosen alten Denkmustern auszubrechen.

Ich hatte schon eine Weile nichts mehr von ihm gelesen – ihn zwar nicht vergessen, aber doch irgendwie… ja… er war etwas verblasst. Nicht mehr präsent. Jetzt ist er wieder da. Ich werde wieder Camus lesen. Ich weiß, das wird mir helfen, denn das hat es schon einmal.

Nach der Doku bin ich wie besessen gleich an den PC gegangen: Amazon.de Ich wollte auch die anderen Werke von ihm lesen und besitzen. Ich klickte mich also durch die verschiedenen Angebote und letztendlich bestellte ich drei Werke: “Der Mythos des Sisyphos”, “Der Mensch in der Revolte” und seine Tagebücher. (Die anderen Werke, außer den Dramen, hatte ich schon.) Als ich in dem Bestellprozess zum Bezahlen kam, war ich überrascht. Da stand, es würde 28,98 € kosten. Bei Gutscheinguthaben stand (dachte ich zunächst) derselbe Wert. Wieder war ich total perplex, dachte erst, ich hätte mich verlesen.

Letztendlich waren es 45 Cent, die ich zahlen musste. Es passte also perfekt zu meinem (nicht mehr bewussten, vergessenen) Gutscheinguthaben. Ich hatte keinesfalls geplant, für diesen Betrag einzukaufen (ich wusste ihn ja nicht einmal) und hatte anfangs auch ein Buch mehr im Warenkorb. Auch dies sehe ich als ein Zeichen an einem etwas merkwürdigen Tag, der mich sehr zum Nachdenken brachte, aber letztendlich positiv war. Der mir Kraft gab, immer dann, wenn ich es am wenigsten und vor allem wie ich es am wenigsten erwartet habe.

Ich weiß nicht was ihr darüber denkt… vielleicht haltet ihr mich jetzt für einen Spinner. Aber an diesem Tag glaube ich nicht mehr an Zufälle. Ich nehme es für mich als Motivation und vielleicht auch Zeichen, dass ich vielleicht doch auf dem richtigen Weg bin. Dafür, dass meine Zweifel (die ich wirklich massiv hatte), möglicherweise unbegründet waren und ich so weitermachen sollte, wie bisher. Nur mit Camus, bzw. mit dem Einfluss seiner Philosophie oder eher Weltanschauung.

Danke, wer auch immer mir hier geholfen hat. (;