Das Wesentliche.

Das Wesentliche im Leben ist, dass man sich bewusst macht, dass es nicht ewig so ist wie es ist. Wir alle sterben irgendwann und haben meistens keine Kontrolle darüber, wann genau es so weit ist. Ich habe mich lange und sehr ausführlich mit diesem Thema beschäftigt. Habe Menschen gesehen und erlebt, die das Leben nur hassten. Menschen, die einfach unglücklich waren mit dem Leben das sie hatten – und als ihnen bewusst wurde, dass nur sie die Macht haben, es so zu verändern, dass es sie glücklich macht, taten sie dies. Oder bemühten sich zumindest. Den meisten wurde dies aber nie bewusst.

 

Ich denke mir selbst war dies auch lange nicht bewusst. Natürlich, man hörte Sprüche wie “Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter” und bildete sich ein, man würde dies beherzigen oder zumindest daran arbeiten. Aber an sich tut man es nicht. Man findet den Spruch schön, sieht vielleicht Wahrheit darin, aber den Schritt zu gehen, es so umzusetzen, wagt kaum wer. Viele warten einfach… jeden Tag. Beschäftigen sich, lenken sich ab. Denken sich: Irgendwann wird es schon besser. Oder beten. Oder  verdrängen es. Ich bewundere jeden, der so lebt. Der jeden Tag nutzt, jeden Tag zu einem schönen macht. Der am Ende seines Lebens sagen kann: Ja. Das war es wert, ich bin bereit zu gehen – ich habe alles erlebt was ich erleben wollte oder ich war einfach glücklich.

 

Mir selbst wurde vor einem Jahr bewusst, wie es ist vor dem Ende zu stehen. Unvorbereitet. Unerwartet. Als der Moment gekommen war, in dem ich wirklich dachte, ich müsste sterben – und die Ärzte dies wohl auch dachten – war mein erster Gedanke: Nein, ich will nicht. Wieso? Ich habe so viel nicht erlebt. So viel falsch gemacht in meinem Leben. Mein zweiter Gedanke war: So ein Quatsch. Es ist richtig jetzt zu sterben, auf das Leben wie es vorher war hatte ich sowieso keine Lust mehr. Also lass mich sterben, das ist das beste für alle und ich habe alles hinter mir. Ich starb nicht, wie man sehen kann. Doch es war knapp und es war sicherlich nicht einfach wieder ins Leben zurückzufinden.

Dennoch muss ich sagen: Gegen meinen Zustand vor dem Krankenhaus war das Krankenhaus echt angenehm. Selbst mit all den Schläuchen, den Schmerzen, den Tränen, den Sterbenden um mich herum.

 

Letzendlich bin ich froh, dass es mir so passiert ist, wie es passiert ist. Das klingt sicherlich merkwürdig, ich weiß. Doch ich habe danach gelernt, mein Leben mehr zu schätzen. Oft denkt man, alles um einen herum wäre selbstverständlich… das Atmen, das Essen, das Gehen. Es ist nicht so. Alles, was wir haben, ist vergänglich. Nur weil wir es haben, heißt das nicht, dass man es nicht schätzen braucht. Nur weil viele es haben, heißt das nicht, dass es nichts wert ist. Man sollte sich jeden Tag aufs Neue klarmachen, was man hat und dafür dankbar sein. Seit letztem Jahr tue ich das. Mir geht es natürlich nicht immer gut und ich kann es auch nicht immer so umsetzen, wie ich es wollte, dennoch hilft es so zu denken.

 

Dadurch, dass die Ärzte und meine Freunde/Verwandten mich so unterstützt haben, ist mir mein Leben wieder mehr wert. Natürlich dachte ich im Krankenhaus auch daran, all das zu beenden. Aber dann kam mir jedes Mal der Gedanke: Sie haben sich so für dich eingesetzt, für dich gekämpft, sie haben deinem Leben Wert gegeben. Diese Feigheit, diese Schwäche von dir musst du endlich überwinden. Gib nicht immer gleich auf, sondern kämpfe – auch wenn das meistens der härtere Weg ist. Und seitdem bin ich eine bessere Kämpferin geworden. Und im Nachhinein muss ich sagen: Das war es wert.

Weiterführung des Posts “zitiert:”

Den ursprünglichen Post findet ihr hier:

http://wortlose-poetin.deltaquadrant.org/2010/02/26/zitiert/

Ich bin vorhin zufällig auf ein Zitat gestoßen, das das Thema dieses Zitats wiederaufgreift.

Schlägt die Hoffnung fehl, nie fehle dir das Hoffen.

Ein Tor ist zugetan, doch tausend stehen noch offen.

(F. Rückert)

 

Man könnte fast meinen, die beiden gehörten zusammen. Das aktuell Gefundene könnte dem aus dem verlinkten post vorangehen – das Verlinkte ist eine Weiterführung des anderen. Es  geht nicht nur auf unsere Möglichkeiten ein (Wenn sich ein Tor schließt, öffnen sich neue), sondern auf die Wirklichkeit – unseren tatsächlichen Umgang mit den vielen Möglichkeiten (Wir sehen nur die geschlossene Tür und weinen ihr nach, die offenen sind für uns nicht präsent.)…

Das neue Zitat fand ich unter dem Thema Hoffnung. Das alte wäre wohl eher im Themenbereich Vergangenheit/Wehmut zu finden.

Getrennt betrachtet kann man wohl sagen, dass das neue Zitat uns Hoffnung macht und gut zuredet, jedoch etwas utopisch und realitätsfern ist. Das andere greift im ersten Teil die Hoffnung auf, im zweiten Teil jedoch relativiert es diese wieder und zeigt uns die Realität auf, die nun viel weniger hoffnungsvoll und aufmunternd ist.

Ich fand das faszinierend… man sieht, wie unterschiedlich Menschen denken. Die Optimisten blenden die Realität aus und geben sich vollkommen der Hoffnung und dem Glauben hin, alles würde gut werden. Die Realisten/Pessimisten hoffen vielleicht zunächst,  müssen aber feststellen, dass ihre Hoffnungen der Realität nicht standhalten können und resignieren.

Wenn man diesen Gedanken jetzt noch weiterdenken würde, könnte man die Aussage “Dumme sind glücklich(er)” noch untermauern, denn wenn man es genau betrachtet, hört der Optimist nach seinen hoffnungsvollen, illusorischen Gedanken auf zu denken (dumm?), der Realist jedoch denkt noch einen Schritt weiter und gleicht seine Gedanken mit der Realität ab (intelligent(er)?).

Andererseits könnte man jetzt auch sagen: Ist nicht der Dumme klüger, da er sich die Hoffnung bewahrt und somit glücklicher ist? Zu dem Schluss darf man allerdings nur kommen, wenn er absichtlich nicht weiterdenkt, damit er sich nicht selbst mit seinen Gedanken herunterzieht (…aber wäre er dann überhaupt noch dumm…?). Denn wenn er einfach aus Faulheit oder weil er nicht auf den Gedanken kommt nicht weiterdenkt, ist das wiederum ein Zeichen für Dummheit und es ist nur Zufall, dass er glücklicher und hoffnungsvoller ist, als der Realist.

Was würde wohl Darwin dazu sagen?

Denn wenn die Dummen glücklicher sind, leben diese länger (glückliche Menschen werden weniger krank, sind auch eher zur Liebe fähig). Die Suizidraten sind niedriger, da sie aufgrund ihres Denkens (oder eher Nichtdenkens) weniger depressiv sind. Außerdem sind sie weniger Vernunftsmenschen, sondern eher impulsiv und triebgesteuert. Daraus folgt mehr Nachwuchs und außerdem werdeneigene  Bedürfnisse eher gestillt.

Doch wieso sollen die Dümmeren sich vermehren und die Klügeren aussterben? Soll die Evolution wieder in die andere Richtung – also rückwärts – gehen, weil wir schon zu weit gekommen sind? Können wir nur so die Erde retten…?