Charakterstudien und andere subjektive Bewertungen…

Fr. Gisela F. – ca. 70 Jahre alt, besetzte für einige Wochen mein Nachbarbett. Ihr Mann war zur selben Zeit wie sie stationär in der Psychiatrie, allerdings ein Stockwerk unter uns. Neigung zu Pedanterie und Nörgeleien. Ist stationär aufgenommen worden, wegen ständiger Übelkeit und Angstzuständen, was laut den Psychologen psychosomatisch bedingt ist, und mit Hilfe von Biofeedback und Medikation (SSRI’s) unter Kontrolle gebracht werden soll. Freundlich.

Fr. Sissy S. – ca. 65 Jahre alt, die dritte und neueste Person im 3er-Zimmer. Sie leidet an Depressionen und Krebs am Nacken/Hals. Ob nun die Depression den Krebs bedingt hat, oder umgekehrt, vermag ich nicht zu sagen. Sie wiegt nur noch 44kg, bei einer Größe von 1,65m – kann wegen einer früheren Bestrahlung nicht mehr schlucken und wird durch eine Magensonde durch die Bauchwand ernährt. Raucht. Steht unter dem ständigen Einfluss von Morphium und diversen anderen Schmerzmedikamenten. Nimmt Schlaftabletten und Antidepressivas. Sie war schon 2 mal auf dieser Station als Patientin. Hat einige Suizidversuche hinter sich. Im Moment keine Krebstherapie, da die Ärzte dies für zu riskant halten und vermutlich der Nerv im Weg ist.

Mica E. – 20 Jahre alt geworden. Magersüchtig, war deswegen auch auf der Gastrostation als sie noch 29kg wog. Borderlinerin, zerschnittene Arme und Beine. Aufmerksamkeitssüchtig, Klammernd, Manipulativ und zieht viel über andere her.  War schon mehrmals stationär in Therapie, unter anderem auch auf der 30 A1 (Borderlinestation). Wohnt alleine, mit 2 Katzen. Ist bereits seit Monaten auf der 30/1, zwischendurch tagesklinisch, dann jedoch wieder vollstationär. Keine Krankheitseinsicht bzw. Besserungswunsch. Hospitalisierung? Jedenfalls kein erkennbarer Wunsch nach Veränderung, nur nach Aufmerksamkeit.

Nadine B. –  24 Jahre alt, Borderline. Halbherzige Suizidversuche, Selbstverletzung nur gering (Ritzen) und mit Deospray vereisen. Laut, öbszön (so stand es sogar in ihrer Diagnose mit drin xD), Aufmerksamkeitssüchtig, vor allem süchtig nach der Zuwendung der Pfleger. Lebt ihre “Krankheit” aus und breitet sie vor allen aus. Erzählt von einer schweren Kindheit, ihr Vater ist abgehauen, ihre Mutter war selbst nicht sehr stabil und ihr kleiner Bruder ist in der JVA und ein Junkie. Sie ist sehr hilfsbereit und  offen. War schon mehrmals in Kliniken und therapeutischen Wohngruppen.

Fr. F. –  ca. 60 Jahre alt, depressiv. Kam nie über den Tod ihres Sohnes hinweg, erzählt immer wieder davon und bricht jedes Mal in Tränen aus. Sehr hilfsbereit und selbstlos. Kommt ursprünglich aus dem Osten, Bulgarien glaube ich. Hat einen Mann, der sehr verständnisvoll ist.

Fortsetzung folgt…

Update [- Leute, hinterlasst doch bitte mal einen Kommi!]

Neuigkeit #1:

Schmerzmittelentzug ist auf Eis gelegt. Klappt nicht – macht aber nichts. Eile mit Weile… läuft ja nicht davon!

Neuigkeit #2:

Stationäre Entlassung ist vorerst für Do, den 02.09.2010 geplant – danach werde ich noch 1-2 Wochen tagesklinisch im Klinikum Nürnberg sein. Morgen auf Dienstag übernachte ich noch einmal alleine in meiner Wohnung, und falls alles glatt geht, bleibt der Entlasstermin bei Donnerstag. Falls nicht… wird alles bei der Oberarztvisite noch einmal besprochen und angepasst.

Im Moment sitze ich bei meiner Familie (Vater, Schwester und Vater’s Freundin) in Roth im neuen Haus am Esstisch, neben dem neuen Kamin, und fröhne meiner Internetsucht. In letzter Zeit komme ich ja doch eher selten in den Genuss eines PC mit funktionierendem W-Lan…

Mein Wochenende war bis jetzt echt schön. Am Freitag habe ich mir mit C. eine Wohnung angeschaut, die wir eventuell für unsere WG nehmen wollen. 3 Zimmer, Holzböden, Erdgeschoss, Gas. Schlecht isolierte Fenster und hohe Energiekosten. Aber dennoch ganz hübsch… und was ich gut finde, ist, dass die Mitbewohner dieses Mehrfamilienhauses sehr nett sein sollen, dass ein kleiner, gemütlicher Garten dabei ist, man Haustiere halten darf und die Wohnung an sich 440 Euro kosten soll. Das ist für diese Gegend (Nürnberg Nord, St. Johannis) echt nicht viel – und auf zwei Leute verteilt wirklich noch im machbaren Bereich. Ach genau, Badewanne gibt es auch. Finde ich schon irgendwie wichtig (auch wenn ich mich seit Jahren nicht mehr gebadet habe, die Möglichkeit dazu hätte ich schon gern! xD).

Nach der Wohnungsbesichtigung habe ich mich noch mit einem guten Freund, den ich noch aus der Tagesklinik 2007 kenne, getroffen. War ein richtig schöner Abend – wir saßen draußen bei Wind und Wetter in einem Café und haben uns richtig gut unterhalten.

Danach bin ich natürlich wieder zurück in die Klinik gegangen… und hab die meiste Zeit mit Essen, Telefonieren und Lesen verbracht… nicht sehr aufregend, ich weiß.

Seit Samstag Vormittag bin ich in Roth, bei meiner Familie. Mein Vater hat mich abgeholt. Bis jetzt war es ein richtig schönes Wochenende, bis auf wenige Ausnahmen. (; Ganz ohne Rumgenörgel und Gemecker geht es hier nunmal nicht…

Gestern Abend haben wir uns zusammen eine DVD angesehen: Eyes Wide Shut. Ich  hatte schon vor Ewigkeiten einmal einen Teil davon gesehen, hatte aber kaum mehr Erinnerungen daran… ich muss sagen, irgendwie ist der Film doch etwas merkwürdig und irgendwie pervers… Danach habe ich mich ehrlich gefühlt wie besoffen oder auf Droge – irgendwie hat der Film so seine Spuren hinterlassen! xD 2 Stunden Dauerberieselung mit solchen abstrakten und irgendwie verwirrenden Szenen muss wohl irgendwie mischugge machen.

Heute haben wir gekocht… waren mit den 2 Hundis draußen am Rothsee und haben uns einen ruhigen Tag gemacht. Ich hab’ mich sogar echt gut mit meiner Schwester verstanden – ich hab sie geschminkt, wir haben Fotos gemacht und echt mal Spaß gehabt – auch eine neue Erfahrung für mich. =D

Jetzt geht es schon langsam wieder auf die Zeit zu, in der ich gehen muss und mich wieder zurück in die Klapse begeben sollte… ich fühle mich irgendwie dort immer weniger wohl. Es kommen stetig neue Leute, viele Therapeuten und Gruppenleiter sind im Urlaub und außerdem bin ich angenervt von einer bestimmten Person, die mir schon allein mit ihrer Anwesenheit tierisch auf die Eierstöcke geht… Nun gut, die wenigen Tage werde ich schon noch meistern…

Sodele… ich geh’ jetzt erstmal eine rauchen. Genug langweiliges Gelaber für heute!

Klinikalltag.

Hier einige Bilder, falls es interessieren sollte: http://www.myspace.com/withered_oleander/photos/albums/klinikalltag/2584260

Ich bin jetzt seit Ende Juni in der Psychiatrie (jaja… klingt gleich so krass, ist es aber nicht…). Ich bin dort auf einer allgemeinen Station, das heißt es sind verschiedene Krankheitsbilder vorhanden, von Borderline über Schizophrenie bis hin zur stinknormalen Depression. Alles queerbeet. Die Leute sind eigentlich alle noch relativ unauffällig würde ich mal sagen – den meisten merkt man wirklich nichts an. Gut – zwei bis drei sind schon dabei, die etwas “anders” sind, aber jetzt nicht so, wie sich der Ottonormalverbraucher sich das Psychiatrieklientel vorstellen würde. Ich muss sagen, die meisten sind wirklich nett und hilfsbereit.

Der Grund weswegen ich dort hingekommen bin, war der, dass ich von meinem Krankenhausaufenthalt noch starke Beruhigungsmittel bekommen habe. Benzodiazepine – genauer gesagt Diazepam. Und eben dieses wurde jetzt mit Überwachung langsam ausgeschlichen. Von 2x 5mg am Tag bis auf Null. Eigentlich schade, denn das Zeug war wirklich brauchbar. (; Aber macht auf Dauer abhängig und je länger man es nimmt, desto schwerer kommt man wieder davon los. Also war es wohl doch besser so…

Im Moment bin ich aber noch lange nicht Chemie-frei, ich nehme immernoch Psychopharmaka: ein Neuroleptikum (Seroquel Prolong – morgens 50mg,  abends 100mg, zur Nacht nochmal 50mg; Wirkung: Beruhigung und Stimmungsstabilisierung) und ein Antidepressivum der Gruppe der selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer, das sich Remergil schimpft und den Wirkstoff Mirtazapin beinhaltet. Das hilft beim Schlafen und bessert die Stimmung langfristig. Achja, und dann wäre da noch Temgesic, mein Schmerzmittel, 2x am Tag – ich glaube 5mg? – was ein Opiat ist und das ich bekomme wegen den Schmerzen, die so eine Bauchspeicheldrüsenentzündung mit sich bringt. Ich muss aber gestehen, dass ich die Dipidolor Infusion besser fand als diese Tabletten, weil das Zeug einen wirklich breit gemacht hat. Man hat richtig gefühlt, wie es durch die Vena Cava floss und sich langsam ausbreitete – dann war alles wie in Watte, alle Ängste und Zweifel wie weggeblasen und ich wurde zu einer fröhlichen und (zu?) offenen Labertasche. (; Gute Laune in Beuteln… Das hat mich damals als ich im Krankenhausbett festsaß echt über einiges hinweggetröstet. Ohne das Zeug wäre ich womöglich noch durchgedreht… man stelle sich mal vor, man liegt stundenlang wach in einem Krankenhausbett, um einen herum 3 weitere schwerkranke Menschen, die röcheln, husten, sich übergeben… man kann weder aufstehen, noch sich aufsetzen noch schlafen. Eine Atemmaske bewahrt einen vor dem Erstickungstod und überall piept, blubbert und rauscht es. Das hält doch wirklich kein Mensch ohne Drogen aus…

Heute Abend muss ich leider wieder zurück in die Klinik, man darf aus versicherungstechnischen Gründen nur einmal am Stück auswärts übernachten. Im Moment sitze ich gerade in meiner Wohnung, mein bester Freund ist hier und wir haben vorhin Alice im Wunderland angeschaut. Ich muss sagen, dass ich den Film echt gut fand (…ist ja auch von Tim Burton, meinem Lieblingsregisseur.) – trotz der ganzen miesen Kritiken, die es zum Filmstart hagelte. Ok, die Stimmung war etwas düster und der Film nicht wirklich geeignet für kleine Kinder, aber ich fand, dass diese Stimmung gut zu der Handlung gepasst hat. Es muss ja nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen sein – die Kiddie-Version von Alice im Wunderland gab es ja schließlich schon vorher von Disney, ich finde es wurde Zeit für die Erwachsenen-Version! (;

Nun widme ich mich mal wieder meinen Chatfenstern, die hier so penetrant orange blinken und mir zeigen, dass ich vielleicht doch mal langsam wieder antworten sollte…

Ein wundervolles Wochenende allerseits! (: