Ich erhebe mein Glas auf Sie, Mr. S.!

…und wieder ist ein Montag vergangen, an dem ich nicht angerufen habe. Wen? Kennt hier sowieso niemand, der diesen Blog liest,  von daher spielt es keine Rolle.

Und warum Montag? Weil ich ihn nur am Montag erreichen kann.

Was ich auf ihn trinke? Meine Schlafgutmedizin. Aus einer dunkelbraunen Flasche mit Pipette. 25 mg. Das hat Stil. Jeden Abend. Auf ihn!

Cheers.

Denn ich verbinde diese Prozedur mit ihm…

Mein Kopf ist so verwirrt und irre. Ich würde gerne sagen “Mens insana in corpore sano” (habe ich vor langer Zeit einmal in einem Forum gelesen), aber bei mir müsste es wohl lauten: “Mens insana in corpore insano”. Klingt weniger schön…. kein Chiasmus. Irgendwie… keine Spannung darin. Nur Wahrheit.

 

Wie auch immer. Ich schweife wieder ab.

 

Da heute Montag ist, ging er mir den ganzen Tag durch den Kopf. Was meine innere Anspannung/Zerissenheit nicht unbedingt verbesserte. Ich denke, mir war von vornherein klar, dass ich nicht anrufen würde. Aber der Gedanke war da.

Und zwischendurch immer wieder: Du bist krank! Das ist nicht normal! So darfst du nicht denken! So darfst du nicht fühlen! Und dann: Resignation.

 

Ich ende immer wieder bei Rilke’s Panther… eingesperrt. Ich bin nirgendwo zu Hause. Niemals jemals. Ich habe niemanden mehr da draußen, auf den ich mich verlassen könnte. Der für mich da ist. Das ist besonders hart, wenn man sich auch nicht auf sich selbst verlassen kann. Nicht für sich selbst sorgen kann. Das fängt schon bei Kleinigkeiten an wie: Trink genug! Schlafe ausreichend und erholsam! Iss gesund/regelmäßig. Tue Dinge, die dir gut tun. Achte auf deine Grenzen.Im Moment kann ich das einfach nicht mehr. Ich weiß auch überhaupt nicht mehr, was mir gut tut.

 

Mein neuer Thera mag auch Rilke. Finde ich sehr sympathisch. Sein Bücherregal hat einige Gemeinsamkeiten mit meinem, einige Bücher, die ich auch habe und schätze.

 

Goth… was rede ich hier? Wen interessiert’s?! Mein Leben ist schon wieder so langweilig geworden… ich kreise um Therapie und Ärzte und daneben ist nicht mehr viel. Klar, meine Freunde. Die ich prinzipiell noch treffe. Nur werden auch die Treffen seltener. Nicht wegen ihnen, wegen mir. Bin im Moment zu depressiv. Und es war ziemlich stressig die letze(n) Woche(n).

Tagsüber bin ich froh, wenn ich die Zeit irgendwie rumkriege ohne irgendwelche Dummheiten zu machen. Mir geht es nicht gut tagsüber. Weder körperlich noch psychisch. Ich hasse die Tage. Gegen Abend/Nacht wird es besser. Dann will ich nicht schlafen, weil ich mir denke hey, jetzt geht’s dir mal ganz gut – also wieso jetzt schlafen?! Aber das ist auch nicht gut. Man kann ja nicht Leben wie ein Vampir. Das habe ich als Kind mal zusammen mit einer Freundin versucht. Ist schwierig, vor allem dann, wenn man noch ein Sozialleben haben möchte oder irgendwelche Termine wahrnehmen muss.

 

Es ist einfach jeden Tag nur ein Kampf… gegen die Krankheit. Ich unterdrücke alles, halte mich mit aller Macht davon ab, etwas Dummes zu tun. Aber ist das noch ein Leben? Ich habe das Gefühl, somit meine geistige Verfassung nur noch zu verschlimmern. Habe das Gefühl, dass bald irgendetwas ausklinkt. Ich den Bezug zu allem verliere. Ist es das vielleicht wert? Außerdem schade ich so meinem Körper noch mehr… da sich dann alles körperlich manifestiert. Die ganze Anspannung muss ja irgendwohin. Also habe ich Kopfschmerzen, mir ist schwindelig, ich fühle mich schwach, Schmerzen allgemein, Herzrhythmusstörungen,… und Stress wirkt sich auch auf das Autoimmungeschehen aus. Ist es das wert? Sollte ich nicht einfach loslassen? Die Kontrolle aufgeben? Mich fallen lassen? Mir erscheint das gesünder, als das, was ich jetzt mache. Wenn ich meine Gefühle weiterhin so wegdrücke, nicht ernst nehme, alle Impulse unterdrücke… ebne ich den Weg für Derealisation, für somatische Beschwerden, Krankheiten, vielleicht sogar eine Psychose. Die Depression rührt mit Sicherheit daher. Kein Zweifel. Ich weiß, dass die Emotionen da sind. Nur gebe ich ihnen keinen Raum. Das wollte ich in der Klinik lernen… bzw. danach fortführen. Aber kriege das nicht hin. Und jetzt stehe ich wieder da… da wo ich vor vier Jahren stand. Im Nichts. Der Leere. Perspektivlosigkeit. Fühle mich alleine mit all dem.

Deswegen wird es wohl die beste Lösung sein, erstmal wieder in die Klinik zu gehen. Bevor ich die Kontrolle verliere. Deswegen wollte ich heute eigentlich auch anrufen. Fragen, ob das wirklich eine gute Entscheidung ist. Aber das wird mir sowieso niemand sagen können. Das werde ich rausfinden müssen. Außerdem gibt es sowieso keine Alternative, ich bekomme einfach nichts mehr geregelt. Und habe Angst, dass ich sonst vielleicht echt noch etwas Dummes tue. Also lieber in einem klaren Moment Klinik, als in einem unklaren Sch*** bauen.

Ich will etwas verändern. Ich will wieder leben und meine Gefühle wahrnehmen und achten und nicht mehr in dieser Leere schweben. Überleben ist einfach nicht genug. Wie die Krankheit nun heißt, ist mir egal. Dass ich nicht normal bin und krank bin, das weiß ich. Ob das Kind jetzt Borderline heißt oder Schizoid oder nur Depression oder wie auch immer… ist doch egal. Also gerade ist es mir egal. Wie es in einem Tag, ein paar Stunden oder Minuten aussieht, weiß ich nicht. Ich wechsle meine Meinung häufiger als meine Unterwäsche (und nein, meine Unterwäsche trage ich keine Tage oder Wochen! xD).

 

Ich weiß, was ich brauche. Ich weiß, was ich will. Und ich weiß auch, dass ich das niemals bekommen werde. Zu spät… Was macht man mit einer solchen Erkenntnis? Man hat eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Versuchen, es dennoch irgendwie zu bekommen oder dem zu entfliehen. Ich glaube das ist der Punkt, den alle Borderliner gemeinsam haben. In dem ich mich wiederfinde. Nur dass ich nicht so impulsiv bin, dass ich es immer wieder versuche. Aber, dass das mein Grundproblem ist, ist mir inzwischen klar. Ein leeres Fass, das nie gefüllt wurde. Das sich nichts mehr wünscht, als endlich voll zu sein – die Liebe zu bekommen, die es nie bekommen hat. Und daran verzweifelt. Sich selbst dafür hasst, dass es diese nie bekommen hat. Sich selbst daran die Schuld gibt. Und versucht, dieses Gefühl und diese Realität niemals zu nah an sich heranzulassen, weil es viel zu schmerzhaft ist. Sonst säße ich jetzt heulend hier vor dem Laptop… das tue ich aber nicht. Alles, was zu schmerzhaft ist, wehre ich automatisch ab. Spalte ich ab. Das habe ich mir angewöhnt. Das geht automatisch. Aber ich möchte es nicht mehr! Man fühlt sich nur noch tot irgendwann… kann nicht mehr normal fühlen. Und manchmal wird man überflutet von der vollen Wucht dieser abgespaltenen Gefühle, weil sie sich dennoch Gehört verschaffen wollen. Oder sie kommen in Form von Panikattacken. Irrationalen Ängsten. Depression. Somatischen Beschwerden. Fressattacken.

 

Und wisst ihr, was mich am meisten von allen ärgert? Dass ich all das weiß! Ich weiß all das, ich kenne die Zusammenhänge, ich habe alles Mögliche an inneren Konflikten bereits aufgedeckt – und trotzdem ändert sich nichts! Ich habe in der Klinik gesehen, wie bei einigen (v.a. Essgestörten) sich alles wandelte, als sie erkannten, dass ihre tolle Mutter vielleicht gar nicht so toll ist… oder was in der Familie schief lief… und bei mir? Nichts! Ich glaube _das_ macht eine Persönlichekeitsstörung aus. Dass anscheinend Therapie nichts bewirkt. Weil alles… so festgefahren ist. Ok, nichts bewirkt Therapie auch nicht… man kann lernen, sich zu entspannen. Gefühle besser wahrzunehmen und auszudrücken. Das lindert so manches. Oder Skills anwenden, um sich selbst nicht mehr zu schaden. Aber… das Grundproblem bleibt. Was auch irgendwie klar ist… bei Borderlinern ist die Amygdala (Gehirnareal, das hauptsächlich dafür verantwortlich ist, Situationen einzuschätzen und zu bewerten, auch Mandelkern genannt) verkleinert aber aktiver als bei normalen Menschen. Also eine anatomische Veränderung. Man kann Techniken anwenden, um besser klarzukommen. Aber man kann es nicht wegmachen!

 

Naja, ich verabschiede mich für heute. Wie man sieht, bin ich etwas wirr im Kopf und schreibe hier einfach nur irgendwelche Gedanken nieder. Ohne ein Konzept oder eine grobe Gliederung. Dafür möchte ich mich entschuldigen, ich hoffe man versteht einigermaßen was ich sagen wollte.

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