15:55 Uhr.

Die 555-er-Zufälle sind wieder da. Ein paar Tage lang hatte ich keine mehr gesehen. Seit vorgestern geht es aber wieder los. Autos… Uhren… Tja. Und so ganz weiß ich immernoch nicht, was es zu bedeuten hat. Vielleicht einfach nur, dass ich einen neuen Weg einschlagen sollte. Eben habe ich auf meine PC-Uhr gesehen und es war 15.55 Uhr. Daher der Blogeintrag und das Thema.

 

Rückenschmerzen habe ich auch. Gestern habe ich dann in dem Buch “Krankheit als Symbol” von R. Dahlke nachgeschlagen, was das bedeuten könnte: Man verbiegt sich, steht nicht zu seinen wahren inneren Überzeugungen, man will/sollte einen neuen Weg einschlagen, existentielle Entscheidungen treffen und steckt aber irgendwie fest. Setzt es nicht in die Tat um. Schmerzen im oberen Rückenbereich haben eher mit geistigen und spirituellen Entscheidungen zu tun, im Lendenwirbelbereich geht es eher um Halt, Stabilität und materielle Sicherheit. Mir tut beides weh. Steißbein und der obere Bereich auch. Passt irgendwie.

 

 

Gestern habe ich mich ein wenig informieren wollen, ob es vielleicht ein Antidepressivum gibt, das mir besser hilft als das, was ich aktuell nehme. Hatte mich ein wenig umgehört in der TK und auch im Bekanntenkreis, was die Leute so nehmen und was ihnen wirklich geholfen hat. Sertralin habe ich am häufigsten gehört – auch von vielen, die schon so gut wie alles probiert hatten und bei denen nichts so richtig geholfen hat. Trevilor/Venlafaxin war auf dem zweiten Platz. Aber als ich dann gestern recherchiert habe (auf www.sanego.de), war ich wieder etwas ernüchtert.

 

 

Sertralin wurde von vielen nicht gut vertragen. Vor allem Durchfall soll es machen – der dann bleibt und nicht wie die anderen Nebenwirkungen nach 2-4 Wochen abklingt. Außerdem macht es wohl eine sehr starke Antriebssteigerung und Unruhe – das ist etwas, was ich nicht packe. Das ist bei mir dann immer extrem schlimm.

 

Trevilor/Venlafaxin wird häufig bei BPS eingesetzt, ist aber relativ neu auf dem Markt und ich habe da auch schon einige unschöne persönliche Erfahrungen gehört. Man schwitzt wie ein Schwein – und auch das geht wohl nicht nach ein paar Wochen weg – und man wird sehr schnell abhängig. Der Entzug muss die Hölle sein. Ich habe das bei einem in Erlangen mitbekommen… der konnte sich kaum mehr bewegen (und der war alles andere als zimperlich!), weil er bei jedem Reiz – sei es nur eine Bewegung – so Hirnzapps bekommen hat. Wie Stromschläge am ganzen Körper. Über 1-2 Wochen… In den Bewertungen bei Sanego stand auch, dass das schon anfängt wenn man es nur mal 12 Stunden nicht nimmt. Das macht es mir nicht sympathisch… Eine Freundin von mir hatte daraufhin Herzrasen und eine QTC-Zeit Verlängerung und landete in der Notaufnahme. Obwohl sie die Kapseln, in denen kleine Kügelchen sind, aufgemacht hat und mit ein oder zwei Kügelchen der niedrigsten Dosis angefangen hat.

 

Es gibt zwar noch viel mehr AD’s, aber irgendwie weiß ich nicht, ob da für mich das richtige dabei ist. Citalopram bekam ich in der Klinik. Das hatte ich knapp zwei Wochen lang. Das ist das Verträglichste von allen AD’s (zusammen mit Cipralex) – aber bei mir hat es so starke innere Unruhe gemacht, dass ich nur noch ängstlich herumlief und die Panikattacken wieder voll da waren. Außerdem hatte ich immer wieder so rote Flecken (keine Allergie, eher wie so Stressflecken) am ganzen Körper. Konnte kaum mehr still sitzen. Tja… Daraufhin hat die Oberärztin entschieden, dass es sinnvoller ist, das abzusetzen.

 

Ich habe erst am 13.2. wieder einen Termin bei meiner Ärztin, da werde ich das mal ansprechen. Allerdings überlege ich auch, zu einem anderen Arzt zu gehen, denn die im Klinikum Nord drücken einem so gerne und schnell irgendwelche Pillen rein. Mir gefällt der Ansatz “So wenig wie möglich, so viel wie nötig.” besser als der “Schmeißen Sie sich so viele Pillen rein wie es geht, da kriegen wir/die Pharmaindustrie mehr Geld!”. Ich glaube wirklich, die haben da im Klinikum sehr engen Kontakt zu und auch Anweisungen von der Pharmaindustrie bzw. irgendwelchen Pharmafirmen und Vertretern. Hatte ich ja schon einmal erwähnt… letztendlich kriegen dort fast alle die gleichen Tabletten. Von der selben Firma – also nicht einfach den Wirkstoff “Mirtazapin”, sondern das Präperat “Remergil” von Organon. Als ich die damals hatte und meiner Psychiaterin, die auch im NK arbeitete, sagte, dass ich gerne andere hätte, weil in den Remergil SolTabs (lösen sich auf der Zunge auf und schmecken süß) Aspartam enthalten ist, musste ich sie wirklich überreden, dass sie mir auf das Rezept einfach nur den Wirkstoff aufschreibt und nicht das genaue Präperat.

 

ich bin ja gespannt, was meine Ärztin zu meiner Idee sagen wird, dass ich mich nochmal neu einstellen lassen will und eventuell nochmal in die Klinik möchte – aber nicht mehr ins Nordklinikum, weil mir das noch nie wirklich helfen konnte. Am Donnerstag hatte ich nochmal einen Termin bei der Soz. Päd. aus der TK. Sie fragte mich, wie es mir so ginge. Daraufhin sagte ich ihr, dass es mir nicht gut geht und ich das Gefühl habe, die 13 Wochen hätten mir nicht wirklich etwas gebracht. Ihr Kommentar darauf: “Naja, sie haben ja auch eine chronische Störung, geheilt werden Sie nie sein. Das werden Sie ihr Leben lang mit sich herumschleppen” So nach dem Motto: Was erwarten Sie denn?! Dann frage ich mich allerdings, wieso ich aufgenommen wurde und wieso es eine spezielle Therapieform für BPS gibt, wenn es doch sowieso chronisch und nicht heil- oder verbesserbar ist?! Das war das zweite Mal, dass sie mir das so sagte. Das erste Mal war am Anfang der Therapie. Sehr motivierend diese Aussage.

 

Das ganze System “Psychiatrie” ist lächerlich und menschenverachtend. Psychotherapie empfehle ich schon, aber die ganze Psychiatrieschiene ist wirklich nicht weiterzuempfehlen.

 

 

Same Procedure as Everytime.

Seit heute morgen nehme ich mir vor, das Zeug einzuschmeißen.

Nein, jetzt noch nicht… der Kaffee wirkt noch.

Nein, erstmal mit den Hunden rausgehen.

Nein, erst frühstücken, auf leeren Magen ist das nicht gut!

[Es ist mittag.]

Nein, erst einkaufen.

Ok, jetzt lese ich mal die Packungsbeilage (ohne den Nebenwirkungen!)… Hm, mist.

Da steht, dass man es nicht zusammen mit Beruhigungsmitteln nehmen darf (Promethazin ist eins) – somit fällt meine Tavor-Notfall-Strategie auch ins Wasser.

Außerdem steht da, dass man epileptische Anfälle bekommen kann.

Man sollte es auch nicht nehmen, wenn man eine Essstörung hat oder hatte – mein Essverhalten ist auch nicht ganz normal.

Erinnerung kommt wieder: Meine Schwester sollte oder wollte es mal nehmen, durfte aber nicht, weil sie mal eine ES hatte. Angeblich erhöht das das Risiko einen Anfall zu bekommen dramatisch.

Dann fällt mir ein, dass ich ja heute nachmittag alleine hier bin und keiner weiß, dass ich ein neues AD nehmen – was, wenn ich einen Anfall bekomme und niemand da ist…? Und ich nur noch rumspacke und krampfe und nicht mal das Handy bedienen kann? Verdammt. xD

Also klemme ich mich an den PC und schreibe meiner Ärztin eine Mail… nun warte ich auf Antwort.

 

Ich glaube, das wird nichts mehr… eigentlich hätte ich wissen müssen, dass ich da wieder so neurotisches Chaos verbreite und wieder ewig brauche, bis ich mich mal traue, das Zeug zu nehmen.

Blöd ist jetzt, dass ich heute anfangen wollte – sollte, weil meine Ärztin ab Freitag im Urlaub ist, für zwei Wochen, und sie meinte, ich sollte jetzt mal anfangen und wenn Probleme auftreten, ist sie ja noch da. Hmmm.

Vorhin habe ich noch bei FB mit einem Freund (den ich aus der Klinik kenne) gechattet, der hatte das Zeug auch mal. Er meinte, es hätte ihm nicht wirklich etwas gebracht. Außerdem hat er mir erzählt, dass er seine Medis (und er hatte verdammt viele!) auf ein Minimum reduziert hat – 10mg Cipralex –  und jetzt versucht, so zurecht zu kommen. Auch wenn es schwer ist. Eigentlich will ich das ja auch… Goth, wenn ich mich mal entscheiden könnte!

Blöder Kopf.

 

 

Bitteschön, liebe Pharmaindustrie!

Gern geschehen. Jetzt verdienst du wieder ein bisschen (mehr) an mir. War ja auch kaum auszuhalten, dass ich nicht hunderte von Euros pro Monat in dich hineinstopfe, du Raupe Nimmersatt, du.

Na immerhin sind es keine hunderte von Euros mehr. Keine… 400-600 Euro pro Apothekenbesuch wie früher(dank Seroquel).

 

Jetzt fragt ihr euch sicher, was ich damit sagen will. (; Tut mir leid, jetzt mal Klartext: Ich hatte heute einen (vorgezogenen) Arzttermin bei meiner Pharmavertreterin – äh – Psychiaterin. Ich kam angekrochen … nachdem ich ihr nach der Klinik total motiviert erzählte, ich wolle weg von den vielen Medis und sie etwas skeptisch war, aber mich da unterstützt hat. Nun… Anscheinend geht es doch nicht so ganz ohne Chemie, so wie ich es mir vorgestellt hatte. Was wohl auch an der Situation hier “zu Hause” liegt… wie auch immer. Ich sagte ihr jedenfalls, dass ich glaube, dass es so nicht weitergehen kann. Also haben wir überlegt, welches schöne Mittelchen denn passen würde. Gibt ja sehr viel Auswahl inzwischen: Ssri’s (Selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer), Trizyklische Antidepressiva, Atypische Neuroleptika, … und allein von den SSRi’s – auf die wir uns letztendlich geeinigt haben – gibt es ja haufenweise Präparate. Wir probieren jetzt mal eines von dreien, die auch auf das Noradrenalin wirken – bisschen Abwechslung ist ja nicht schlecht. Sowas hatte ich bis jetzt noch nicht. Witzig fand ich ja ihre Antwort, als ich fragte, was genau da der Unterschied zu den normalen SSRi’s wäre… “Das weiß ich auch nicht so genau, das Noradrenalin wechselwirkt mit dem Serotonin und laut Studien wirkt es somit noch etwas mehr antidepressiv und kann auch angstlösend sein. Aber wie genau das zusammenhängt, kann ich nicht sagen, das ist ein sehr komplexer Vorgang an dem viele verschiedene Faktoren beteiligt sind. Wir probieren es einfach mal aus.” (Nicht ganz o-ton – aber sinngemäß). Also Versuchskaninchen, mal wieder.

Gerade habe ich etwas recherchiert, was das eigentlich für ein Zeug ist (www.sanego.de) und lese dann lauter Kommentare von wegen Nebenwirkungen können Haarausfall, Hitzewallungen, Sehstörungen, Schwitzen, Kreislaufprobleme usw. sein! Yay… als hätte ich nicht eh schön genug somatische Problemchen. -.-* Allerdings macht es mir etwas Hoffnung, dass der Wirkstoff auch auf das Dopamin, den Glücklichmacher, wirkt – davon könnte ich echt etwas mehr gebrauchen. Und dass eine der Kommentatoren auf der Seite schrieb: “Ich habe die erste Tablette (150 mg morgens) völlig erwartungs- und kritiklos genommen. Schockierenderweise fühlte ich mich fast “betrunken”, albern und kichernd.” Das klingt doch schonmal vielversprechend. =D Andere Kommentare klingen weniger hoffnungsvoll: “Nachdem am zweiten Tag die Stimmungsschwankungen so unerwartet schlagartig auftraten, dass mich eine Freundin nur noch nach Hause bringen konnte und ein paar Stunden überwachte, habe ich weiter recherchiert. Denn eigentlich gab es dafür keinen konkreten Anlass.
Enorm hilfreich zu wissen war der “Peak”, also dass die maximale Wirkstoffkonzentration nach ca.5 h auftritt. Damit konnte ich gewissermaßen “planen” in den Stunden 5-7 nach der Einnahme bin ich quasi nicht wirklich zurechnungsfähig oder zu irgendwas sinnvollem in der Lage. In der Zeit waren auch die NW am schlimmsten. insbesondere die Benommenheit war am schlimmsten, ich hatte das Gefühl, ich stehe völlig neben mir, wie zugedröhnt, und ich konnte fast schon den Wecker stellen, dass ich dann jeden Tag ab der 7. Stunde nach Einnahme endlich wieder “normal” im Kopf werde, mich wieder konzentrieren kann, einem Gespräch folgen usw. ”

Und die Sache mit dem Haarausfall – von dem fast alle schreiben, macht mir etwas Angst. Ich habe sowieso schon keine üppige Haarpracht… wenn mir da jetzt noch mehr ausgehen, dann wird das Zeug abgesetzt!

 

Das Medi sollte ich 2007 schon mal nehmen, habe mich dann aber geweigert, nachdem ich zuvor nur schlechte Erfahrungen mit SSRi’s gemacht hatte. Fluoxetin… auch bekannt als “Prozac”. Hölle. Ich konnte eine Woche lang nicht mehr stillsitzen… nur hibbelig, nur unruhig, musste ständig in Bewegung bleiben, weil ich das Gefühl hatte, sonst durchzudrehen. Dann habe ich es abgesetzt. Aber danach ging es trotzdem noch 3 Tage so weiter… nach der Erfahrung wollte ich nichts mehr – auch kein Elontril. Damals war es auch ganz neu auf dem Markt, das war mir dann etwas suspekt. Aber was tut man in seiner Not nicht alles… das optimale Mittel, das bei jedem hilft, gibt es nunmal nicht. Also werde ich es ab morgen nehmen und schauen, was passiert. Habe noch genug Beruhigungsmittel, mit denen ich gegensteuern könnte. Und die nächsten beiden Tage nicht viel vor.

 

Zusätzlich zu dem Elontril habe ich noch etwas zum schlafen bekommen. Trimipramin, ein trizyklisches AD, niedrigdosiert, so dass es nur müde macht und den Schlaf unterstützt, aber ansonsten (hoffentlich) keine Nebenwirkungen hat. Es soll angeblich den natürlichen Schlaf unterstützen. Nicht wie Promethazin und Seroquel einfach weghauen und der Schlaf soll somit auch erholsamer sein. Mal sehen…

 

Das hole ich am Donnerstag von der Apotheke.

 

Irgendwie geht mir das ziemlich gegen den Strich. Ich will nichts mehr nehmen… Aber anscheinend ist zu viel in meinem Oberstübchen defekt, als dass das funktionieren würde. Bzw. die äußeren Bedinungen scheinen ideal sein zu müssen, damit ich klarkomme ohne irgendwelche Substanzen einzuschmeißen. Aber wann sind die schon mal ideal… Bin halt doch ein Orchideenkind. Da habe ich mal einen Artikel in der “Gehirn & Geist” darüber gelesen und mich voll wiedergefunden. Orchideenkinder blühen in einer guten Umgebung auf, dh. einer nicht invalidierenden Umgebung und gehen schnell ein, wenn etwas im Außen nicht stimmt. So war ich schon immer. Ein Fähnchen im Wind (was meinen Gemütszustand angeht).

 

Mein Thera hat mir am Freitag gesagt, dass ich wieder in eine Klinik sollte. Auf jeden Fall raus von hier… und in der Klinik meine Erfolge festigen und nur auf meine Genesung achten und das Studium erstmal vergessen. Er hält mich für zu instabil. Ich mich auch. Er meinte, mein Vater würde mich lieben, aber würde sich sehr ungeschickt und unbeholfen anstellen, wenn es darum geht, mir das zu zeigen bzw. mir helfen zu wollen. Da hat er recht. Tja… Studium also vergessen… dann ist der Platz futsch. Er sagt, die spät berufenen seien eh die besten Therapeuten. Aber ich bin ja so schon spät berufen… ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll. Was ich machen soll. Erstmal wieder Chemie einwerfen. :3 Vielleicht hilft die mir, den Weg zu sehen… wenn nicht, dann werde ich wie Sisyphos einfach den Stein immer wieder den Berg hinaufrollen, wohlwissend, dass er wieder runterkullern wird und ich von Neuem anfangen muss…